Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 34: Bad Kreuznach (1993)
Nr. 126 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1450
Beschreibung
Tumbendeckplatte (oder Epitaph) des Edelknappen Friedrich von Lewenstein (zu Randeck). Vermutlich seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts1) innen in die Südwand des Chors der heutigen Pauluskapelle eingelassen. Übergroße Sandsteinplatte mit (fragmentarischer) Umschrift auf den nach innen durch eine Hohlkehle abgesetzten, nach außen leicht abgeschrägten Längsleisten, die in den oberen Ecken von zwei großen Wappenschilden belegt werden. Im vertieften Mittelfeld ist die halbreliefierte Figur des Verstorbenen in zeitgenössischer Rüstung dargestellt, die Hände vor der Brust gefaltet, zu Füßen zwei Löwen mit gemeinsamen Kopf. Als Bekrönung diente ein heute verlorener halbrunder Aufsatz2) mit dem Beginn der Inschrift. Die abgewitterte untere Leiste war wohl inschriftlos. Bei der Wiederherstellung des Grabdenkmals wurden die untere Gesichtspartie, Unterarme und Hände, das Schwert, Ober- und Unterschenkel sowie der Löwenkopf (zum Teil aus Holz) ergänzt und insgesamt dick mit Steinfarbe übermalt.
Erg. nach Helwich.
Maße: H. 233 (frg.), B. 113, Bu. 5 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
[Anno · d(omi)ni · m · cccc · xxxxxa) · Obiitb) · sexto idusc)] / · mensis · maii · O(biit) · domicellusd) · fridricuse) · armiger · de · lewensteyn · // · Cvivs · anima · reqviescat · in · pace · Amen ·f)
Datum: 10. Mai 1450.
Lewenstein (zu Randeck); Greiffenclau zu Vollrads. |
Textkritischer Apparat
- Andreae überliefert mcccclii.
- Obiit wird an dieser ungewöhnlichen Stelle von Helwich, Würdtwein und Andreae ausgeschrieben überliefert. Da das Verb weiter unten an der ‘richtigen‘ Stelle gekürzt noch einmal auftaucht, könnte oben eine Verlesung aus Zahlzeichen vorliegen.
- Dieses Wort ist auf der Zeichnung von Eltester am rechten Ende des Aufsatzes noch zu erkennen, der verbliebene Rest ist mit einer kleinen Damaszierung ausgefüllt.
- Helwich überliefert dominus.
- Helwich überliefert Frederic(us), Eltester fridericus, Würdtwein und Wickenburg setzen Auslassungspunkte, letzterer kommentiert „ist ohn Lesbahr“.
- Der verbleibende Platz ist mit einer Damaszierung gefüllt.
Anmerkungen
- Vgl. Einleitung XIX.
- Die Zeichnung von Eltester zeigt den Zustand vor der Restaurierung mit dem angedeuteten Rest des Aufsatzes.
- Vgl. Nr. 138 von 1463 und Einleitung XXXI.
- Vgl. Einleitung LI.
- Vgl. dazu und zum Folgenden Möller, Stammtafeln AF I 81 und Taf. XXX.
- Vgl. ebd. NF I Taf. XVIII und zu den bei Mannweiler an der Alsenz und bei Niedermoschel (Donnersbergkreis) gelegenen Sitzen Lehmann, Burgen IV 212ff. und 251ff.
- Vgl. Nr. 138 von 1463.
- Vgl. Niermeyer, Lexicon 60 und 348.
Nachweise
- Helwich, Syntagma 311.
- Wickenburg, Thesaurus Palatinus I 293.
- Würdtweinsches Epitaphienbuch 301.
- Andreae, Crucenacum Palatinum 154.
- L. v. Eltester, Umzeichnung vom Jahre 1849 (LHAK 700, 30 Nr. 416).
- Roth, Syntagma 2 (1884) 43 (nach Helwich).
- Stumpf, Kirche mit Abb. S. 19.
- Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (nach Helwich).
- Kdm. 70 mit Abb. 38.
- Emmerling, Bad Kreuznach mit Abb. 8.
Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 126 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0012608.
Kommentar
Durch den gut bezeugten, inschriftentragenden Aufsatz stellt das Grabdenkmal ein bemerkenswertes Zwischenglied in der Entwicklung3) von der Grabplatte zum Epitaph dar. Die wenigen für die gotische Minuskel atypischen Versalien entstammen wohl der zeitgenössischen Schreibschrift4).
Friedrich5) war ein Sohn aus der Ehe des Henne von Lewenstein (zu Randeck) mit Margarete Winter von Alzey. Er fungierte 1448 als kurpfälzischer Amtmann zu Kreuznach und begründete mit seiner Frau Lysa (Elisabeth), Tochter des Friedrich Greiffenclau zu Vollrads6), die mittlere Linie zu Randeck. Ihr Sohn Richard wurde in Sobernheim begraben und erhielt ein ähnliches Grabdenkmal7). Auffällig ist bei Vater und Sohn die gleichzeitige Verwendung der Titel domicellus und armiger, wobei sich ersterer wohl auf einen höheren sozialen Status, letzterer eher auf den Aspekt des Waffentragens8) zu beziehen scheint.