Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 123 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1446

Beschreibung

Grabplatte der Wild- und Rheingräfin Elisabeth, geb. Gräfin von Hanau-Münzenberg. Noch um 1769 zugänglich, lag sie bis zur Renovierung der Kirche 1909-10 mit der figürlichen Seite nach oben als Bodenplatte unter dem Gestühl des Schiffs und wurde dann auf einen Sockel senkrecht an die Westwand des Chors gestellt (Plan Nr. 7). Große Platte aus gelbem Sandstein mit Umschrift auf erhabener Leiste und zwei einfachen Wappen in den oberen Ecken. Im vertieften Mittelfeld ist die Verstorbene unter einem dreiteilig gefüllten, mit Fialen versehenen Kielbogen in Halbrelief dargestellt; die Hände gefaltet, bekleidet mit einem Schleier und einem langen, faltenreichen Gewand, zu ihren Füßen zwei kleine löwenähnliche Hündchen. Abgesehen von geringem Textverlust und einigen stark beschädigten Buchstaben befindet sich der Stein in einem erstaunlich guten Zustand; ergänzt wurden Nasenpartie und linke Schulter1).

Maße: H. 230, B. 123, Bu. 7,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/3]

  1. in · dem · iare · nach · cristusa) · geburt · mo · / cccc · xlvi · iaerb) · of · sondag · nach · sant · veltins · dag · ist · die · edel · elisabeth · / eync) · gr(e)ffyn · von · hannowe · geb(orn) w/ilt · gr(e)fyn · [.. · ..g · .....]d) v(n)d · uf · kirb(ur)g · v(n)d · ry(n)g(rafen) · sten · vo(n) · dese · verlt · gesch(ieden)

Datum: 21. Februar 1446.

Wappen:
Wild- und Rheingrafen zu Kyrburg (im quadrierten Schild im ersten und vierten Feld ein steigender Löwe, im zweiten und dritten ein steigender Leopard, im Herzschild drei 2:1 gestellte Löwen); Hanau-Münzenberg.

Kommentar

Die sorgfältig gehauene, wohl schreibschriftliche Elemente aufweisende Minuskel zeigt als Schmuck bei einigen Buchstaben leicht eingerollte Ziercauden sowie kleine dreiecksförmige Ausbuchtungen bei dem Anfangsbuchstaben des Wortes iaer. Zum Teil sind die unteren Hastenenden (etwa bei e und n) gegen die Regel nach links gebrochen. Die zum Teil stark gekürzte Grabinschrift ist auch als frühes Beispiel für die Ablösung des Lateinischen durch die Volkssprache bemerkenswert.

Elisabeth, Tochter Graf Reinhards III. von Hanau-Münzenberg und Katharinas von Nassau-Beilstein, heiratete am 28. Januar 1432 im Alter von 14 Jahren den Wild- und Rheingrafen Johann IV.2), der sich laut der überlieferten Inschrift auf seinem verlorenen Grabdenkmal neben ihr bestatten lassen wollte. Die sieben Kinder dieser Ehe gelangten meist in bedeutende Positionen: drei ihrer vier Töchter wurden Äbtissinnen, ein Sohn Domherr in Köln und Straßburg, ein anderer Kanzler des Erzstifts Köln und der dritte setzte als Johann V. das Geschlecht fort3).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Sic! Schneider liest jare, Kdm. iair.
  3. Kdm. liest trotz des eindeutigen Worttrenners elisabetheyn.
  4. Stark zerstörte Stelle; Kremer liest hier insgesamt wiltgreuin von dun vnd kyrburg.

Anmerkungen

  1. Vgl. Hensler 49.
  2. Vgl. Nr. 150 von 1476.
  3. Vgl. Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 97.

Nachweise

  1. Kremer, Kurzgefaßte Geschichte 87 Anm. 16.
  2. Schneider, Notizen I (nach Eintrag 1465; mit Zeichnung).
  3. Rhein. Antiquarius II 19, 10 Anm. 2 (nach Kremer).
  4. Hensler, Wiederherstellung 49.
  5. Kdm. 333 mit Abb. 246.
  6. Fröhlich/Zimmermann, Stiftskirche 7.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 123 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0012304.