Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 110† Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1417

Beschreibung

Grabdenkmal für die Gräfin Elisabeth von Sponheim(-Kreuznach) und Vianden. Ursprünglich wohl „in medio chori“1) der damaligen Stadtpfarrkirche, wurde das figürliche, teilweise aus Bronze gefertigte Denkmal („inscriptio sepulchrali aenea cum effigie aenea“) bereits im Jahre 1717 entfernt und vernichtet2). Sonstige Ausführung unbekannt.

Nach Helwich.

  1. Anno d(omi)ni mo cccco xvii [i]n vigilia ad vincula Petri obiit (...)a) Elisabeth comitissa in Spanheim ac ducissa Bauariae (...)a) c(uius) a(nima) r(equiescat) i(n) s(ancta) p(ace) a(men).

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1417 am Abend vor dem Feiertag vincula Petri (31. Juli) starb (...) Elisabeth Gräfin von Sponheim und Herzogin von Bayern (...) deren Seele in heiligem Frieden ruhen möge, Amen.

Kommentar

Über die nähere Gestaltung dieses aufwendigen, für das Mittelrheingebiet wohl einzigartigen Grabdenkmals3) liegen keine Nachrichten vor. Da Schriftband und Figur wohl im Bronzegußverfahren entstanden sind, bietet sich ein Vergleich mit der ebenso gearbeiteten (wohl in einer Nürnberger Gießhütte entstandenen) Grabplatte4) der 1444 verstorbenen, in Mosbach begrabenen Pfalzgräfin Johanna an.

Elisabeth5) war das einzige länger lebende Kind6) aus der Ehe des Grafen Simon III. von Sponheim(-Kreuznach)7) mit Gräfin Maria von Vianden. Wohl kurz nach 1360 geboren, heiratete Elisabeth im Jahr 1381 Graf Engelbert III. von der Mark. Durch den frühen Tod ihres einzigen Bruders Walram8) wurde sie zur Alleinerbin der Vorderen Grafschaft Sponheim. 1392 starb ihr Mann nach kinderloser Ehe. Noch im gleichen Jahr wurde sie standesgemäß mit dem Wittelsbacher Ruprecht Pipan verheiratet, dem ältesten Sohn des damaligen Kurfürsten und späteren deutschen Königs Ruprecht von der Pfalz (1400-1410). Da aber auch ihr zweiter Mann bereits 1397/98 verstarb, zog sich Elisabeth an den Heidelberger Hof ihres Schwiegervaters zurück, bis sie nach dem Tode ihres eigenen Vaters die Regierung der Vorderen Grafschaft Sponheim übernahm. Aus beiden Ehen ohne Nachkommen, regelte sie im Jahr 1416 die Erbfolge dergestalt, daß Kurpfalz ein Fünftel an bestimmten Gebieten der Grafschaft, ihrem Vetter Johann V. von Sponheim-Starkenburg9) hingegen die restlichen vier Fünftel zufallen sollten. Kurz vor ihrem Tod richtete sie eine Seelgerätstiftung10) in der Kreuznacher Pfarrkirche für ihre verstorbenen Großeltern, Eltern, Geschwister und Ehemänner ein und bestimmte darin ausdrücklich, aber letztlich vergeblich, man solle sie dort neben der Gruft ihres Vaters unter einer schmucklosen Steinplatte bestatten.

Textkritischer Apparat

  1. Folgen vier Auslassungspunkte.

Anmerkungen

  1. So Helwich.
  2. Der damalige Pfarrer W.Chr. Sixtus notierte um 1722 in seiner handschriftlichen Chronik (S. 31): „... hatt mann Sie grad vor ihren herrn Vatter p(iae) m(emoriae) begraben, vnd in leibes groß Ihr Bildnuß in Messing gegossen, vnd auf Ihr grab geleget. Welches Epitaphium (...) biß a(nn)o 1717 den 23 Novembris vnversehrt liegen geblieben, vnd von jedermann noch gesehen worden. Als aber die Catholiken auf diesen tag eigenmächtige pohsehsion in dieser kirchen nahmen, ist dieses Messinge Epitaphium der Eliesabeth hinweg gekommen, vnd weis Niemand von wem es wohin kom(m)en“; vgl. dazu auch Andreae, Crucenacum Palatinum 150f.
  3. Vgl. dazu H. Schweitzer, Die mittelalterlichen Grabdenkmäler mit figürlichen Darstellungen in den Neckargegenden von Heidelberg bis Heilbronn (Studien zur deutschen Kunstgeschichte 14) Straßburg 1899, 14, Zimmermann, Nahegebiet 40 Anm. 88 und unten Anm. 9.
  4. Vgl. DI 8 (Mosbach, Buchen, Miltenberg) Nr. 158.
  5. Vgl. zum Folgenden ausführlich Lehmann, Spanheim I 294ff.
  6. Vgl. Nr. 60 von 1373.
  7. Vgl. Nr. 108 von 1414.
  8. Vgl. Nr. 66 von 1382.
  9. Er starb 1437 als Letzter der Gesamtlinie Sponheim und wurde in Trarbach beigesetzt; vgl. dazu Kdm. Zell an der Mosel 333 (mit Abb. der Nachzeichnung seiner verlorenen Bronzegrabplatte). Damit gingen die Hintere und die Vordere Grafschaft Sponheim zu verschiedenen Teilen an Kurpfalz, die Grafen von Veldenz und die Markgrafen von Baden; vgl. dazu J. Mötsch, Johann V. Graf von Sponheim, in: HHbll. 27 (1987) 38-45.
  10. Vgl. Lehmann, Spanheim I 314ff. und Mötsch, Sponheim 164 mit Anm. 990.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 307.
  2. Roth, Syntagma 2 (1884) 42.
  3. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (alle nach Helwich).

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 110† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0011003.