Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 106 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1412

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Grabplatte des Hermann Stump von Waldeck. Ehemals in der damaligen Stadtpfarrkirche, wurde sie vermutlich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts1) innen in die Nordwand des Chors der heutigen Pauluskapelle eingelassen. Große Sandsteinplatte mit Umschrift auf nach innen abgeschrägten Leisten, in den oberen Ecken je ein von Engeln gehaltenes Wappen, das sich auf dem links unten abgestellten Helm wiederholt. Im kastenartigen Mittelfeld ist die Figur2) des Verstorbenen in Halbrelief dargestellt; er trägt ein offenes Klappvisier, Halsberge, einen mit langen faltigen Ärmeln versehenen Stoffrock und einen darüber gezogenen, unten ausgeschweiften Harnisch. Die rechte Hand greift an die Helmzier, die linke ans Schwert; zu Füßen liegt ein Hund oder Löwe. Insgesamt dick mit Steinfarbe überstrichen, erhabene Partien verwittert, zudem Schriftverlust durch Beschädigung der oberen rechten Leiste. Beide Beine des Ritters wurden notdürftig wiederhergestellt3). Die stark beschädigte untere Leiste dürfte wegen des Tieres unbeschriftet gewesen sein. Schriftbeginn an der unteren linken Leiste.

Erg. nach Helwich und Eltester.

Maße: H. 233, B. 120, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/4]

  1. + Anno · d(omi)ni · m · cccc · xii · decimo · k(a)l(endas) · me(n)sis · Octobris · o(biit) · d(omi)n(u)s / hermanus · Stumpp · de · Wald/ec[ken · miles · cuius · anima · requiescat · i(n) ·] sancta · pace · Amen ·

Datum: 22. September 1412.

Wappen:
Stump von Waldeck; Stump von Waldeck.

Kommentar

Die hier in dieser Art erstmals auftretenden, für die gotische Minuskel atypischen Versalien dürften sowohl ihrer feinstrichigen Ausführung als auch ihrer formalen Gestaltung (vor allem beim S und W) wegen wohl als eine Sonderentwicklung aus der zeitgenössischen Schreibschrift4) aufgefaßt werden. Dagegen stellt das kastenförmige Grabdenkmal einen letzten, späten Ausläufer dieses Typs5) dar. Hermann war der einzige Sohn6) eines nicht näher bekannten, als Burgmann auf Burg Waldeck im Wispertal sitzenden und sich danach nennenden Henne Stump. In Kreuznach wohl als sponheimischer Amtmann tätig, war er mit Elsa Boos von Waldeck7) verheiratet, neben der er später bestattet wurde8).

Anmerkungen

  1. Vgl. Einleitung XIX.
  2. Vgl. zu diesem, eine neue Entwicklung einleitenden Rüstungstyp Rady, Kostüm 37 und allgemein Böhme, Grabstein 52ff.
  3. Die von Eltester angefertigte Zeichnung zeigt den Zustand vor der Restaurierung.
  4. Vgl. Einleitung LI.
  5. Vgl. Einleitung XXX.
  6. Vgl. Möller, Stammtafeln AF I Taf. S. 114.
  7. Vgl. Nr. 103 von 1405.
  8. Helwich führt beide Grabinschriften nacheinander folgend auf.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 312.
  2. L. v. Eltester, Nachzeichnung von 1849 (LHAK 700, 30 Nr. 416).
  3. Roth, Syntagma 2 (1884) 43 (nach Helwich).
  4. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (nach Helwich).
  5. Kdm. 70 mit Abb. 36.
  6. Emmerling, Bad Kreuznach mit Abb. 9.
  7. Ruser/Dellwing, Bad Kreuznach mit Abb. S. 42.
Addenda & Corrigenda (Stand: 23. September 2014):

Deren Tochter Elisabeth war in erster Ehe mit Johann von Winterbach und in zweiter Ehe mit Gerhard Knebel von Katzenelnbogen verheiratet. Sie starb 1459 und wurde als “domicella Elsen de Waldeck” in Kiedrich begraben (vgl. DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 217).

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 106 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0010604.