Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 72 Disibodenberg, Kreuzgang 1389

Beschreibung

Grabplatte des Knappen Wolf Brendel von Osthofen. Im nördlichen Teil des Ostflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 19), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große Platte aus gelbgrauem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien und einem reliefierten Vollwappen in der oberen Hälfte des Mittelfeldes. Abgesehen von kleineren Beschädigungen und mehreren Bruchstellen ist die Platte vollständig erhalten. Von der Grabplatte wurde ein Abguß hergestellt1).

Maße: H. 215, B. 90, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Heinz Straeter) [1/1]

  1. +a) anno · d(omi)ni · m · ccc · / lxxxix · o(biit) · wolf · de · oysthoue(n) · armig(er) · qui · periit · i(n) · aq(ui)s / iuxta · sob(er)nhey(m) · i(n) · / · vigilia · natiuitatis · chr(ist)ib) · requiescat · i(n) · pace · amen

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1389 starb der Knappe Wolf von Osthofen, der am Tag vor Christi Geburt (24. Dezember) in den Wasserfluten bei Sobernheim ums Leben kam. Er möge in Frieden ruhen. Amen.

Wappen:
Brendel von Osthofen (geschachter Schrägrechtsbalken, darüber links oben ein Stern; Hz: zwischen gezackten Büffelhörnern ein schwebendes Schildchen mit dem gleichen Bild wie im Hauptschild).

Kommentar

Bei dieser frühen Minuskel fällt vor allem die überproportionierte, ohne Brechung spitz zulaufende Gestaltung des v und des w auf2), sowie die starke Reduktion der Unterlängen bei g, p und y die der Oberlängen bei b und d.

Wolf wird zusammen mit seinem Bruder Simon, der die Burg zu Osthofen3) besaß, 1373 urkundlich erwähnt4). Die Brüder unterschieden sich durch ihre persönlichen Beizeichen Stern und Halbmond; Wolfs Linie scheint jedoch bald ausgestorben zu sein, da die Nachkommenschaft seines Bruders später auf den Halbmond im Wappen verzichtete5). Wolfs ungewöhnlicher Tod könnte sich auf die (auch heute noch) häufig auftretenden Hochwasser an Nahe und Glan beziehen6).

Textkritischer Apparat

  1. Textbeginn nach einer Rosette.
  2. Befund xpi mit Kürzungszeichen.

Anmerkungen

  1. Die Kopie wurde an der Westwand der Marienkapelle aufgestellt; vgl. dazu Nikitsch, Abguß pass.
  2. Vgl. die ähnliche Gestaltung bei der frühen Minuskel auf der Grabplatte Nr. 52 von 1348/65.
  3. Lkrs. Alzey-Worms. – Plan mit ehemaligen Lage der Burg bei H. Beckenbach, Aus der Geschichte von Osthofen, in: MrhL 3 (1954) nach S. 20. Vgl. zur Familie den Kommentar zur Grabplatte des Heinrich Brendel von Osthofen Nr. 50 von 1363 sowie die urkundlichen Nachweise bei Baur, Hessische Urkunden V (Register).
  4. Dertsch, Urkunden Mainz III Nr. 1945.
  5. Freundliche Mitteilung von Herrn Dr. Helmut Hartmann, Bechtheim.
  6. Vgl. Schworm, Disibodenberg 149f. und die Abb. 189.

Nachweise

  1. Nikitsch, Quellen 226.
  2. Stanzl, Klosterruine 85 Abb. 72.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 72 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0007205.