Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 70 Disibodenberg, Depot 1388

Beschreibung

Grabplatte der Katherina von Homburg, bisher nur aus kopialer Überlieferung bekannt. Ursprünglich in der Marienkapelle, jetzt im Depot (Plan Nr. 54). Zwei Fragmente einer großen, weißgelben Sandsteinplatte mit Umschrift zwischen Linien. Das erhaltene obere Drittel zeigt im vertieften Feld neben zwei erhabenen Wappen den Rest eines dreiteiligen, krabbenbesetzen Kielbogens, der als Umrahmung für die figürliche Darstellung der Verstorbenen in langem, faltenreichen Gewand gedient haben dürfte1). Abgesehen von einer Beschädigung Mitte der oberen Leiste befinden sich beide Bruchstücke in einem guten Zustand.

Ergänzt nach Helwich.

Maße: H. (erh.) 63, B. 113, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Eberhard J. Nikitsch) [1/2]

  1. +a) · anno [domini m] ccco · lxxxo · / viii · in · vigilia · [nativitatis] · chr(ist)ib) · o(biit) · d(omi)na [catherina de hohenberg relicta domini antilmanni militis borgravii in beckelnheim cuius anima vivat in] pace · ame(n)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1388, am Tag vor der Geburt des Herrn (24. Dezember), starb Frau Katherina von Homburg, Witwe des Herrn Antilmann, Ritter und Burggraf auf Böckelheim. Deren Seele möge in Frieden leben, Amen.

Wappen:
Homburg, Graseweg (über einem mit einem Stern belegten Balken drei Steine, darunter drei 2:1 gestellte).

Kommentar

Die hervorragend ausgeführte, exakt gehauene gotische Minuskel besticht vornehmlich durch ihre aufwendige Buchstabenbildung: die Schaftenden sind nicht in der üblichen Weise als halbe, zur Haste hin durchgehauene, vielmehr als vollständige, durch einen Steg abgesetzte Quadrangeln gestaltet.

Katherina war die zweite Tochter des Grafen Friedrich III. von Homburg (im Saarland) und seiner Frau Irmgard von der Fels2). Diese hochrangige Herkunft erklärt die Anbringung ihres Familienwappens auf der heraldisch vornehmeren, rechten oberen Seite ihrer Grabplatte3). Nach ihrer ersten Ehe mit Sifrid von Meisenburg († vor 1358) heiratete sie Ende 1362 den ebenfalls verwitweten Ritter Antilmann von Graseweg4). Das reich begüterte Ehepaar wählte die von ihm gestiftete Marienkapelle im Kloster Disibodenberg als gemeinsame Begräbnisstätte5). Katharina hinterließ eine weitere Stiftung mit der Bedingung, eine zweites Gotteshaus zu errichten – die heutige Disibodenberger Kapelle in Sobernheim6).

Textkritischer Apparat

  1. Textbeginn nach einer Rosette.
  2. Befund xpi mit Kürzungszeichen.

Anmerkungen

  1. Im Klostermuseum auf dem Disibodenberger Hof wird ein in Halbrelief gearbeitetes Fragment einer weiblichen Figur mit gefalteten Händen verwahrt, das zu dieser Grabplatte gehören könnte.
  2. Vgl. Möller, Stammtafeln AF III Taf. XCIV und H.-W. Herrmann, Die Grafen von Homburg. Beiträge zur Geschichte eines Westricher Adelsgeschlechtes, in: MHVP 77 (1979) 27-76.
  3. Vgl. Kneib sowie den gleichgelagerten Fall bei der Grabplatte der ersten Frau Antilmanns Nr. 35 von 1347.
  4. Vgl. Pöhlmann 5.
  5. Vgl. die Einzelheiten im Kommentar zu der Grabplatte Antilmanns Nr. 68 von 1387.
  6. Vgl. Nr. 65 von 1381 und Kdm. 367ff.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 444.
  2. Roth, Syntagma 1 (1883).
  3. Baudenkmale III 134.
  4. (alle nach Helwich).
  5. Pöhlmann, Antilmann 10.
  6. Nikitsch, Entdeckung mit Abb. 12.
  7. G. Kneib, Die Stifterin der „Disibodenberger Kapelle“. Zum 600. Todestag der Katharina von Homburg, gestorben am 24. Dezember 1388, in: KHbll. 11 (1988).

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 70 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0007009.