Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 45 Disibodenberg, Kreuzgang kurz nach 1360

Beschreibung

Grabplatte der Kunigunde von Oberstein, geb. von Metz (?). Im nördlichen Teil des Ostflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 16), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große Platte aus Kalksandstein mit Umschrift zwischen Linien und zwei kleinen flachreliefierten Wappen in den oberen Ecken. Im Feld in Ritzzeichnung unter einem dreiteiligen Kielbogen weibliche Figur in langem, faltenreichen Gewand; Hände vermutlich in Gebetshaltung. Stark beschädigt und mehrmals gebrochen, Schrift und Zeichnung zum großen Teil unkenntlich.

Maße: H. 242, B. 101, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Heinz Straeter) [1/1]

  1. + ANNO · D(OMI)NI · M · CC / CLX [..........O(BIIT)] D(OMI)NA · C[UNIGUNDAa) / ..... / ............ INb)] PACE · AM[EN]c)

Wappen:
Oberstein (mit dem Löwen); Metz.

Kommentar

Die wenigen erhaltenen Buchstaben zeigen abwechslungsreiche Formen: A und N mit eingerollten Ziercauden an den Buchstabenenden, E und M geschlossen, A mit gebrochenem Balken.

Die Verstorbene ist aufgrund der Wappenkonstellation und unter Berücksichtigung der benachbarten Grabplatte ihres Ehemannes Andreas von Oberstein1) wohl als Kunigunde, Tochter Johannes des Jüngeren von Metz zu identifizieren. Von 1334 an bis 1353 wird sie als Witwe urkundlich erwähnt2). Zusammen mit ihrem ältesten Sohn Nikolaus I. von Oberstein (†1382), Domherr zu Mainz und Propst zu Jechaburg und Aschaffenburg3), stiftete sie nach Ausweis der noch vorhandenen Wappenschlußsteine die Nikolaus-Kapelle am Mainzer Domkreuzgang4).

Textkritischer Apparat

  1. Ergänzung hypothetisch.
  2. Nach Disibodenberger Gepflogenheiten des 14. Jh. könnte die Schlußformel sowohl CUIUS ANIMA REQUIESCAT als auch VIVAT IN PACE lauten.
  3. Beide Buchstaben sind wohl aus Platzmangel dicht zusammengedrängt und weisen kein Kürzungszeichen auf.

Anmerkungen

  1. Vgl. Nr. 23 (vor 1334).
  2. Möller, Stammtafeln AF III Taf. CXXII.
  3. Er wurde in der noch zu seiner Lebenszeit fertiggestellten Nikolaus-Kapelle begraben; seine Grabinschrift befand sich auf der heute verlorenen Grabplatte des 1487 verstorbenen und ebenfalls dort beigesetzten Richards III. von Oberstein, vgl. DI 2 (Mainz) Nr. 221 und Hollmann, Domkapitel 455f.
  4. Der nördliche und der südliche Schlußstein zeigen die gleichen Wappen wie auf der vorliegenden Grabplatte; vgl. dazu Kdm. Mainz II 1 394. – Warum Kdm. 395 die Mutter des Nikolaus von Oberstein als Margareta von Rosiere gen. von Metz bezeichnet (DI 2: Ahnenwappen „Rosiere, gen. de Metis“), konnte noch nicht ermittelt werden.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 45 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0004508.