Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 34: Bad Kreuznach (1993)
Nr. 42 Disibodenberg, Kreuzgang 1358
Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]
Beschreibung
Grabplatte eines unbekannten Adeligen. Etwa in der Mitte des Ostflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 12), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große Platte aus hellem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Im Mittelfeld Ritterfigur in Halbrelief mit zugespitzter Beckenhaube, offenem Visier und langem Waffenhemd, daran ein verknoteter Gürtel, an dem links ein Schwert hängt. Zu Füßen des mit gefalteten Händen dargestellten Verstorbenen liegen ein oder zwei Tiere, vermutlich Löwe und/oder Hund. In den oberen Ecken befinden sich zwei Wappen mit in die Schriftleiste ragender Helmzier. Die Platte ist insgesamt in einem schlechten Zustand; abgesehen vom rechten oberen Eck sind die Schriftleisten völlig verwittert, die Wappen nahezu unkenntlich und die untere Partie stark beschädigt. Durch das untere Viertel verläuft ein Bruch. Von der Platte wurde ein Abguß hergestellt1).
Maße: H. 211, B. 82, Bu. 6,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
A(NNO) D(OMINI) M CCC / LV III [...]a)
unkenntlich (Schrägbalken belegt mit drei Kugeln?, Hz: mit einer Rose besteckter Flug?); unkenntlich (Hz: Hahnenfederbusch). |
Textkritischer Apparat
- Bei dem ersten Zeichen nach der Jahreszahl handelt es sich vermutlich um ein T; damit scheidet die ebenfalls denkbare Datierung 1355 mit folgender Tagesdatierung aus.
Anmerkungen
- Die Kopie wurde an einer Wand der Marienkapelle angebracht. Vgl. zum Vorgang Nikitsch, Abguß mit Abb. 2-4.
- Die ebenfalls figürlich gestaltete Grabplatte des Antilmann von Graseweg Nr. 68 von 1387 hat sich nicht erhalten. – Vgl. zu den diesbezüglichen Ordensvorschriften der Zisterzienser Nikitsch, Sepulkralkultur 184.
Nachweise
- Nikitsch, Quellen 225.
- Stanzl, Klosterruine 84 Abb. 70.
Addenda & Corrigenda (Stand: 23. September 2014):
Bei dem ersten Wappen handelt es sich vermutlich um das der Boos von Waldeck: 3 Gürtelschnallen schrägbalkenweise; Helmzier: Halbflug, belegt mit einer Scheibe, darauf das Schildbild (freundlicher Hinweis meines Heidelberger Kollegen Dr. Harald Drös, Brief vom 14. November 1993). – Demnach könnte es sich bei dem Verstorbenen um den 1355/56 als Schultheiß in Koblenz nachgewiesenen Johann III. Boos von Waldeck handeln, verheiratet mit Petra von Waldeck (aus der Rudolfinischen Linie); vgl. dazu E. und B. Pies. Waldeck im Hunsrück Taf. III und V/I). Sollte diese Identifizierung zutreffen, dürfte es sich bei dem zweiten Wappen aufgrund der Helmzier (vgl. dazu Gruber, Wappenbilder-Index S. 137) nicht um das seiner Frau, sondern um das seiner unbekannten Mutter handeln.
Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 42 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0004204.
Kommentar
Die insgesamt merkwürdig flach gehauene Inschrift mit den ungewöhnlichen suspensiven Kürzungen zeigt neben einem in dieser Zeit vereinzelt anzutreffenden halbgeschlossen unzialem M ein unziales D und vermutlich aus Platzgründen ligierte C.
Die Grabplatte zeigt als einzige (erhaltene) auf dem Disibodenberg einen Laien in Halbrelief und ist auch daher bemerkenswert2).