Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 41 Disibodenberg, Klosterkirche (1339)/1354

Beschreibung

Grabplatte der Metza (Mechthild) von Steinkallenfels, geb. Kämmerer von Worms und ihres Sohnes Ulrich. Im südlichen Seitenschiff der Klosterkirche vor dem an den ehemaligen Lettner grenzenden Altar in den Boden eingelassen (Plan Nr. 58); erstmals aufgefunden um die Mitte des letzten Jahrhunderts1), dann wiederentdeckt bei den Ausgrabungen im Sommer 1987. Außergewöhnlich große Platte aus gelbem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Im oberen Mittelfeld befinden sich zwei erhabene Wappen mit reliefierter Zeichnung, darunter setzt sich die Umschrift in einer Zeile fort. Ein kleiner Teil der linken Seitenleiste ist durch eine sich hebende Steinschicht leicht beschädigt. Ansonsten befindet sich die gut gearbeitete Platte in einem hervorragenden Zustand.

Maße: H. 238, B. 118, Bu. 9 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Heinz Straeter) [1/8]

  1. +a) ANNOb) · D(OMI)NI · Mo · CCCo · XXXIX / · NO(N)ASc) · MARCII · O(BIIT) · D(OMI)NAb) · METZA · UXOR · IOH(ANN)I(S)d) / · MILITIS · DE · LAPIDE ·e) ITE(M) · / · Mo · CCCo · LIIIIo · ID(IBUS) · SEPTE(M)B(RIS) · O(BIIT) · ULRIC(US)f) · MIL(ES) · // FILIUS · EORU(N)DE(M)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1339, an den Nonen des März (07. März) starb Frau Metza, Ehefrau des Johannes, Ritter von Stein(-Kallenfels); ebenso starb 1354 an den Iden des September (13. September) Ritter Ulrich, beider Sohn.

Wappen:
Steinkallenfels (Stamm IV, hier mit Stern am Hals des Leoparden als Beizeichen); Kämmerer von Worms.

Kommentar

Die ausgebildete gotische Majuskel beeindruckt sowohl durch ihre schlanken, tief eingehauenen Buchstaben, als auch durch ihre Formenvielfalt und einige ungewöhnliche Ligaturen. Allein das A tritt in fünf Variationen auf, wobei, wie auch bei mehreren anderen Buchstaben, begleitende Zierstriche und eingerollte Ziercauden als schmückende Elemente verwendet werden. Auffallend ist weiterhin der ligierte Wechsel von spiegelverkehrt kapitalem mit rundem N, wobei die als Haarstrich ausgeführte Schräghaste – wie auch bei Z – mit einem Nodus versehen ist. Während die UL Ligatur hier zum erstenmal verwendet wird, runden die für den Disibodenberg charakteristischenDE und OR Ligaturen das abwechslungsreiche Schriftbild ab.

Bei Mechthild handelt es sich vermutlich um eine Tochter aus der Ehe der Mechthild Fuchs von Rüdesheim mit Gerhard II. Kämmerer von Worms2). Sie war in erster Ehe mit Johann II. von Steinkallenfels3), Kurmainzer Burggraf auf Schloß Böckelheim und Amtmann zu Bingen, verheiratet. Aus dieser Verbindung entstammten sieben Kinder4); der auf der Grabplatte genannte Ritter Ulrich, verheiratet mit Johanette von Winnenburg und Beilstein, war der Erstgeborene. Das einheitliche Schriftbild berechtigt zu der Annahme, daß die Doppelgrabplatte erst anläßlich seines Todes angefertigt wurde. Da sein Bruder Gerhard5) und dessen Frau Hebela Wale von Waldeck6) am gleichen Ort bestattet wurden, handelte es sich hier um eine (vorübergehende) Familiengrablege der Steinkallenfelser.

Textkritischer Apparat

  1. Textbeginn nach einer Rosette.
  2. Erstes N spiegelverkehrt.
  3. Die grammatikalisch korrekte Form ist NONIS; vgl. Nr. 39 von 1350 mit Anm. b.
  4. Während die Kürzungen auf der Grabplatte sonst durch die gängigen hakenförmigen Kerben oder die selteneren Siculi angezeigt werden, wird an dieser Stelle (wie auch bei der Grabplatte des Friedrich von Heinzenberg Nr. 18 von 1302) mit einem schreibschriftlich wirkenden S-förmigen Zeichen gekürzt.
  5. Das als Trenner beider Inschriften dienende Zeichen ist im Unterschied zu den sonst auf dieser Platte verwendeten kleinen Kreisen als Sternchen gestaltet.
  6. U mit kleinem, übergeschriebenen o.

Anmerkungen

  1. Vgl. Schneider.
  2. Vgl. Möller, Stammtafeln AF II Taf. LXV, sowie zu ihren zahlreichen Grabdenkmälern DI 23 (Oppenheim) und vor allem DI 29 (Worms).
  3. Vgl. die Ausführungen zu seiner erhaltenen figürlichen Grabplatte Nr. 44 in der Nikolauskirche zu Bad Kreuznach.
  4. Vgl. dazu die Stammtafeln bei Möller AF III Taf. CXXIV und bei Conrad, Steinkallenfelser Adel 7 (1960) 2. Ihre mit Lambert Faust von Stromberg verheiratete Tochter Margaretha wurde in der Marienkapelle des Klosters Disibodenberg begraben; vgl. Nr. 61 von 1374.
  5. Vgl. Nr. 74 von 1393.
  6. Vgl. Nr. 101 von 1401.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 443.
  2. Ockart, Darstellung fol. 108 (nach Helwich, Epitaphia Dalbergiorum 88).
  3. Schneider, Ganerbschlösser 167 Anm. 26.
  4. Roth, Syntagma 1 (1883).
  5. Baudenkmale III 133.
  6. (alle nach Helwich).
  7. Nikitsch, Entdeckung Abb. 11 (Detail).
  8. Nikitsch, Sepulkralkultur Abb. 17.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 41 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0004106.