Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 34† Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe (aus Kloster Sponheim) 1346?

Beschreibung

Meisterinschrift auf einem Mörser. Früher wohl in Sponheim, wurde er erstmals 1961 in den Beständen des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe nachgewiesen1), konnte dort jedoch trotz gründlicher Nachforschungen nicht mehr aufgefunden werden2). Schlankes, streng zylindrisches Gefäß mit senkrecht aufsteigender Rippe und vier keilförmigen Streben, die in zwei große, vierkantige Henkel münden. Sie übergreifen ein umlaufendes Schriftband mit der eingravierten, vermutlich in gotischer Minuskel3) ausgeführten Inschrift.

Nach Dube.

Maße: H. 19,4, Dm. 14,7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel (?).

  1. henic bauet mich anno 46

Kommentar

Ob sich bei dem Meister ein Bezug zu „magister Henricus phisicus [dictus de Spanheym]“4), dem 1377 verstorbenen Arzt der Grafen von Sponheim herstellen läßt, muß offen bleiben.

Falls die Provenienzangabe und die vom Ersteditor aufgrund seiner eindeutigen, an nachvollziehbaren, kunstgeschichtlichen Kriterien orientierten Datierung zutreffen, handelt es sich bei dem verlorenen Bronzemörser um ein in dieser Art einmaliges, sonst nicht nachweisbares Stück5), das wohl dem Inventar der Sponheimer Klosterküche oder -apotheke zugerechnet werden könnte. Bedenklich stimmt allerdings, daß dann dieser Mörser der erste Inschriftenträger des Bearbeitungsgebietes wäre, bei dem die Inschrift nicht nur früh in gotischer Minuskel, sondern erstmals auch in deutscher Sprache und unter Verwendung der Minderzahl in arabischen Zahlen abgefaßt worden wäre – alles Indizien, die eigentlich eine Datierung in das 15. Jahrhundert nahelegen.

Anmerkungen

  1. Vgl. Dube 83.
  2. Freundliche Mitteilungen von Herrn Dr. Bernhard Heitmann, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, vom 30. März und 23. April 1987.
  3. Dem Augenschein nach transkribiert Dube in seiner Arbeit durchgehend nach dem Befund.
  4. Vgl. künftig DI Rheingau-Taunus-Kreis.
  5. Die im Wachsausschmelzverfahren hergestellten Bronzemörser treten erst seit dem frühen 14. Jh. auf; vgl. dazu außer den Angaben bei Dube die Diss. von W. Hömberg, Der norddeutsche Bronzemörser im Zeitalter von Gotik und Renaissance (Quellen und Studien zur Geschichte der Pharmazie 23) Stuttgart 1983, 9ff.

Nachweise

  1. W.-D. Dube, Süddeutsche Bronzemörser. Diss. masch. Göttingen 1961, 4 und 83.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 34† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0003403.