Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 11 Disibodenberg, Klostermuseum 12.Jh.?

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Fragment eines in die neuzeitliche Treppe1) zum nördlichen Kreuzgangflügel als Spolie verbauten Inschriftensteines (Plan Nr. 57), jetzt im Klostermuseum auf dem Disibodenberger Hof. Der an den Längsseiten abgespitzte, sich nach hinten verjüngende Quader aus hellgelbem Sandstein zeigt an der Unterseite eine tiefe rechteckige Aushöhlung für eine klammerartige Befestigung.

Maße: H. 31, B. 16, T. 45, Bu. ca. 21,5 cm.

Schriftart(en): Romanische Majuskel?

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Eberhard J. Nikitsch) [1/3]

  1. [...]PE[...]

Kommentar

Das eindeutig geschlossene P, dessen fallender Bogen direkt am oberen Hastenende ansetzt, dürfte das Fragment entgegen urprünglichen Vermutungen2) als nichtrömischen Stein3) ausweisen und, auch unter Berücksichtigung der Baugeschichte des Klosters, eine Datierung ins 12. Jahrhundert nahelegen4). Da der untere Teil des E zerstört ist, könnte man auch zu F ergänzen. Die Hastenenden beider einfach gekerbter, aber sorgfältig gearbeiteter Buchstaben zeigen leicht verbreiterte, dreiekkige Abschlüsse ohne Schwellung.

Das ursprüngliche Aussehen des Steines und seine Funktion sind unbekannt; wegen der Monumentalität der Buchstaben wäre eine Verwendung als Bau- oder Namensinschrift auf einem Bauglied5) denkbar.

Anmerkungen

  1. Die ganz aus Spolien grob zusammengesetzte Treppe wurde im Zuge der Bauaufnahme der Klosterruine im Sommer 1987 abgetragen; vgl. dazu Stanzl 131.
  2. Da während der Ausgrabungen unter anderen römischen Funden auch fragmentarische Spolien eines vermutlich römischen Grabmals entdeckt wurden, bot sich zunächst eine entsprechende Verbindung mit dem ungewöhnlichen Fragment an (so noch Stanzl). Dieses Material dürfte aus der Umgebung der römischen Villa stammen, die am Fuße des Disibodenberg lokalisiert wurde; vgl. dazu den Vermerk bei Schmidt, Siedlung 68.
  3. In römischen Lapidarschriften wird mit wenigen Ausnahmen durchgängig das offene P verwendet, vgl. etwa die zahlreichen Nachweise bei G. Walser, Römische Inschrift-Kunst. Stuttgart 1988, pass. Dagegen steht allerdings die häufige Verwendung des geschlossenen P in Inschriften des 1. Jh. auf römischem Steinmaterial in Mainz; freundlicher Hinweis von Frau Dr. Walburg Boppert, RGZM Mainz.
  4. Wie J. Bauermann, PSM - ein epigraphisches Lehrstück an einem Herforder Fund, in: Westfalen 55 (1977) H. 3/4 S. 382 Anm. 6 überzeugend darlegt, wird das geschlossene P (ungeachtet einiger Ausnahmen) ab dem 8. Jh. als gängige Form und ab dem 11. Jh. ohne Ausnahme verwendet; erst in den Renaissance-Schriften wird das offene P wieder gebräuchlich.
  5. Vgl. etwa DI 29 (Worms) Nrr. 16, 19 und 44ff.

Nachweise

  1. Stanzl, Klosterruine 131 Abb. 8.
Addenda & Corrigenda (Stand: 16. September 2014):

Genauere Untersuchungen haben inzwischen ergeben, dass es sich bei dem vermeintlich zweiten Buchstaben um ein buchstabengroßes Kreuz handelt, das an den Enden markante dreiecksförmige Sporen aufweist. Damit ist die vorgeschlagene römische Zuschreibung endgültig vom Tisch (so noch Hallof, Rez. DI 34 S. 280).

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 11 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0001105.