Inschriftenkatalog: Mariental

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 4: Kloster Mariental (2013)

Nr. 95 Graffiti-Raum, Ostwand, Fensterlaibung 1469, 1502, 1509

Beschreibung

Graffiti von Henning Emmerstide, Bruder Wichmann und Johannes Muel. Querrechteckiger Stein mit drei Inschriften. Inschrift A in vier Zeilen in die oberen zwei Drittel des Steins zwischen Linien eingehauen. Der Versal A reicht wie eine Initiale in der Buchschrift über zwei bis drei Zeilen. Die Worttrenner sind als Rauten mit ausgezogenen Zierstrichen ausgeführt. Inschrift B im unteren Drittel des Steins in zwei Zeilen zwischen Linien. Die Inschrift ist wahrscheinlich nicht vollendet worden. Inschrift C zwischen zwei Linien in drei Zeilen ausgeführt. Die obere Linie begrenzt das Mittelband. Von der Inschrift wurde an der linken Seite bei der Anbringung eines Holzrahmens etwa ein halber Buchstabe pro Zeile abgehauen.

Maße: H.: 47,5 cm; B.: 50 cm; Bu.: 2 cm (A, B), 3 cm (C).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien in gotischer Majuskel (A, C), gotische Minuskel mit einem Versal (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf/Sabine Wehking) [1/2]

  1. A

    Anno · d(omi)ni · M° cccc · lxix / ego frater · heningg(us) · / emmerstide1) · d(o)m(in)icaa) · / p(ost) · purificacio(nis) ma(r)ie2)

  2. B

    [A]nno M° c°c°c°c°c° ij° ego frater wichmana) / jn die ma[...]

  3. C

    Anno d(omi)ni M° c°c°c°c°c° ix ego / frater iohan(n)es muelb) d(o)m(ini)ca / post laurencii3)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1469 ich, Bruder Henning Emmerstide, am Sonntag nach der Purificatio Mariae. (A)

Im Jahr 1502 ich, Bruder Wichman am Tag ... (B)

Im Jahr des Herrn 1509 ich, Bruder Johannes Muel, am Sonntag nach Laurentius. (C)

Kommentar

Der in Inschrift C genannte Johannes Muel trat zusammen mit Ludolf Dyrkes (Nr. 93) am 12. August 1509 in den Marientaler Konvent ein. Seitdem war er als Seelsorger in einer der umliegenden Gemeinden tätig.4) Um das Jahr 1520 läßt sich in den Marientaler Urkunden verschiedentlich ein Subprior Johannes nachweisen, im Jahr 1523 ein Subprior mit Namen Wichmann.5) Von 1539 bis 1553 ist Johannes Muel als Prior des Klosters Mariental nachweisbar.6) Er hatte in diesem Amt jedoch Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen mit dem Abt des Klosters. Dies geht aus einem 1544 von Johannes Muel geschriebenen Brief an den Abt hervor, in dem Muel sich rechtfertigt und zugleich über die Verleumdungen durch Tile von Hodenberg beschwert. Als Pfarrer von Wardesleben beklagt sich Muel im selben Brief, daß die Gemeinde von ihm verlangt habe, das Abendmahl in beiderlei Gestalt zu reichen.7)

Textkritischer Apparat

  1. Lesung unsicher
  2. muel] uned Meier.

Anmerkungen

  1. Emmerstedt gehört heute zu Helmstedt.
  2. 5. Februar.
  3. 12. August.
  4. StAWf, 11 Alt Mart. Nr. 118.
  5. StAWf, Dürre, Urkundenregesten Mariental, S. 234ff. u. S. 257 (Wichmann Subprior).
  6. Ebd., S. 251, S. 252, S. 253, S. 255, S. 257f. u. S. 261.
  7. StAWf, 11 Alt Mart. Nr. 118.

Nachweise

  1. Meier, S. 136, Nr. 15.

Zitierhinweis:
DIO 4, Kloster Mariental, Nr. 95 (Sabine Wehking und Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio004g002k0009507.