Inschriftenkatalog: Mariental

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 4: Kloster Mariental (2013)

Nr. 16† Klosterkirche 13./14. Jh.

Beschreibung

Grabplatte des Grafen Friedrich II. von Sommerschenburg. Die Platte befand sich nach Meibom im unteren Teil des Chores. Sie trug die Darstellung des Verstorbenen in Rüstung und eine Inschrift.1) Über den Verbleib der Platte ist nichts bekannt.

Inschrift nach Meibom.

  1. Felix sit Christe coeli cum civibus isteVallis fundator Mariae virtutis amatorPrudens magnificus fidusque comes Fridericus

Übersetzung:

Christus, glückselig möge dieser Gründer des Klosters Mariental mit den Bewohnern des Himmels sein, ein Freund der Tugend, der kluge, hochherzige und treue Graf Friedrich.

Versmaß: Zweisilbig leoninisch gereimte Hexameter.

Kommentar

Die Beschreibung der Grabplatte bei Meibom läßt darauf schließen, daß es sich um ein im 13. oder 14. Jahrhundert zum Gedenken an den Stifter des Klosters errichtetes Grabdenkmal handelte. Daß die Grabplatte, die den Verstorbenen in Rüstung darstellte, direkt nach dem Tod des Grafen Friedrich im Jahr 1162 angefertigt wurde, ist zwar nicht völlig auszuschließen, wäre aber außergewöhnlich, da aus dem 12. Jahrhundert nur sehr wenige Grabplatten mit dem Bildnis des Verstorbenen überliefert sind. Allgemein verbreitet war diese Form des Grabdenkmals erst im 13. und 14. Jahrhundert. Zugleich wurde es üblich, den Stiftern von Kirchen und Klöstern nachträglich ein Grabdenkmal zu ihrem Gedenken zu setzen.

Friedrich II. von Sommerschenburg erbte von seinem Vater den Titel eines Pfalzgrafen von Sachsen. In der Reichspolitik spielte er eine bedeutende Rolle. Es wird angenommen, daß Friedrich durch verwandtschaftliche Beziehungen in Verbindung zu dem rheinischen Zisterzienserkloster Altenberg stand, als dessen erste Filiation auf Veranlasssung des Pfalzgrafen im Jahr 1138 das Kloster Mariental gegründet wurde. Das Kloster wurde von Friedrich mit verschiedenen Gütern aus seinem Besitz ausgestattet und erhielt nach dem Tod des Gründers weitere Zuwendungen aus dem Sommerschenburger Familienbesitz. Nach seinem Tod am 19. Mai 1162 wurde Friedrich im Chor der Klosterkirche Mariental beigesetzt.2)

Anmerkungen

  1. Meibom, S. 250.
  2. Zur Biographie Friedrichs vgl. Heinz-Dieter Starke, Die Pfalzgrafen von Sommerschenburg. In: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands IV, 1955, S. 1–71, hier S. 20–41.

Nachweise

  1. Meibom, S. 250.
  2. Meier, S. 141, Nr. 2 (nach Meibom).
  3. Heinz-Dieter Starke, Die Pfalzgrafen von Sommerschenburg. In: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands IV, 1955, S. 40, Anm. 110 (nach Meibom).
  4. Bernd Ulrich Hucker, Friedrich II. von Sommerschenburg, Pfalzgraf von Sachsen – Reichsfürst und Klostergründer. In: Zisterzienserkloster Mariental, S. 114–126, hier S. 121 (nach Meibom).

Zitierhinweis:
DIO 4, Kloster Mariental, Nr. 16† (Sabine Wehking und Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio004g002k0001604.