Inschriftenkatalog Mariental

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 4: Kloster Mariental (2013)

Nr. 2 Engelnstedt, Ev. Kirche 2. Hälfte 13. Jh.

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Der runde Kelchfuß erhebt sich über einer unten profilierten senkrechten Zarge, auf der die Inschrift A eingraviert ist. Auf dem schlichten Fuß nur noch in Umrissen zu erkennen ein eingraviertes Kruzifix. Zu beiden Seiten des unteren Kreuzendes verläuft am Rand des Kelchfußes die Inschrift B. Ober- und unterhalb des Nodus zwei Schaftstücke aus späterer Zeit, durch die der niedrige spätromanische Schaft vermutlich verlängert wurde. Der Nodus setzt sich alternierend zusammen aus glatten spitz zulaufenden Rippen, an deren Kante beidseitig je eine Rille verläuft, und aus Rippen, die aus übereinander angeordneten ausgebuchteten Wellenbändern bestehen. Die schlichte Kuppa hat die Form einer Halbkugel.

Maße: H.: 16,4 cm; Dm.: 10,9 cm (Kuppa), 11,2 cm (Fuß); Bu.: 0,45 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

  1. A

    + FRJDERICVS · ME FECIT ·

  2. B

    + CALJX · SANCTE · MARIE · JN · VALLE

Übersetzung:

Friedrich hat mich gemacht. (A)

Kelch der heiligen Maria im Tal. (B)

Kommentar

Der spätromanische Kelch mit Rippennodus ist aufgrund stilistischer Merkmale und der Ausführung der Inschriften in gotischer Majuskel in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts zu datieren. Die Inschriften enthalten runde E, M und N. Das unziale E ist abgeschlossen, der Abschlußstrich an den Enden eingerollt; der obere und untere Balken des kapitalen E in VALLE ist nach oben bzw. nach unten durchgebogen und so dem unzialen E angeglichen. Das unziale M in ME ist vorne geschlossen; das kapitale M in MARIE zeigt einen tiefergestellten Mittelteil. An den Bogenenden der S befinden sich ausgeprägte Sporen in Form von Häkchen. Die Worttrenner sind als Sternchen ausgeführt.

Die Art der Anbringung der Inschrift A auf der Zarge und die Kombination mit dem Besitzvermerk der Inschrift B machen es wahrscheinlich, daß der in Inschrift A genannte FRJDERICVS der Goldschmied und nicht der Stifter des Kelches war.

Der Kelch dürfte zu den Stücken gehört haben, die nach der Reformation im Kloster Mariental keine Verwendung mehr fanden und nach langer Lagerung in einer Kiste im Jahr 1721 in Braunschweig an zwei Juden verkauft wurden.1) Über den Handel wird der Kelch in den Besitz der Kirche in Engelnstedt gelangt sein.

Anmerkungen

  1. StAWf, 11 Alt Mart. Nr. 723 u. Nr. 724. Vgl. dazu den Kommentar zu Nr. 45.

Nachweise

  1. Zimmermann, Meiboms Chronik, S. 8 (Abb. ebd.).

Zitierhinweis:
DIO 4, Kloster Mariental, Nr. 2 (Sabine Wehking und Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio004g002k0000200.