Inschriftenkatalog: Großkreis Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 405 Bretten, ev. Pfarrkirche St. Laurentius 1630

Beschreibung

Epitaph des Kilian Raab von Rubin. In der südlichen Nebenkapelle (Bachkapelle) an der Ostwand, 2. Denkmal von links. Große Rechteck-Platte mit schmaler Randleiste; im leicht vertieften Feld in Flachrelief oben in Masken auslaufende Inschriftkartusche (A), darunter Medaillon mit zwei Wappen mit Helmzieren; in der unteren Hälfte Kartusche (B) mit Knorpelwerk-Rahmung. Geringe Schäden in der Mitte oben und am unteren Rand.

Maße: H. 184,5, B. 88, Bu. 2,8–3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/1]

  1. A

    DOMINE QVID MIHI SINE/TE EST IN COELO ET A TE QVID / VOLVI SVPER TERRAM PS: 721) /

  2. B

    PRAENOBILIS AC STRENVVS / DOMINVS KILIANVS RAAB DE RVBIN / SERENISSIMI ELECTORIS PALATINI / VTRIVSQ(VE) BAVARIAE DVCIS SATRAPA / IN BRETTHEIM VIGILANTISSIMVS / CVM AETATIS SVAE ANNVM 40=/ MVMa) AGERET OMNIVM CVM / CIVIVM SVORVM TVM VEL MAXIME / CONIVGIS SVAE DILECTISSIMAE ANNAE / CATHARINAE DICTAE CRAFFTIN A / DELMENSINGIN MOERORE SINGVLARI / AC TRISTITIA INEXPLICABILI ANIMAM / SVAM DEVOTAM DEO REDDIDIT / IDIBVS APRILIS ANNO REPARATAE / SALVTIS MDCXXX /

Übersetzung:

Der wohledle und gestrenge Herr Kilian Raab von Rubin, des erlauchten Kurfürsten der Pfalz und Herzogs in beiden Bayern wachsamster Statthalter in Bretten, gab im Alter von 40 Jahren seine fromme Seele Gott zurück, womit er einzigartige Trauer und unaussprechliche Betrübnis aller seiner Bürger und noch viel mehr seiner liebsten Gemahlin Anna Catharina genannt Crafftin von Dellmensingin bewirkte am 13. April im Jahre der Wiedergewinnung des Heils 1630.

Datum: 13. April.

Wappen:
Raab von Rubin (geteilt; Rabe nach links; unten aufsteigende Spitze, mit Lilie belegt, zwischen zwei Rosen); Kraft von Dellmensingen.

Kommentar

Kilian Raab war 1626/7–29 katholischer Amtsschultheiß der bayerischen Herrschaft. Sein Herkunftsort ist Bischofsheim; trotz der Titulatur entstammte er nicht dem Adel2; seine Frau kam aus der Ulmer Patrizierfamilie Kraft, die sich den Beinamen „von Dellmensingen“ zugelegt hatte3. Von seinem Kind Katharina Ursula (gest. 1629) sind Epitaph und Grabstein erhalten4. Die außerordentlich feine Ausführung der Schrift und des Ornaments machen wahrscheinlich, daß auch das vorliegende Epitaph in derselben Werkstatt – der Werkstatt des Ried-Epitaphs von 1617 – gearbeitet wurde5.

Textkritischer Apparat

  1. In Ziffern geschrieben für „quadragesi/mum“.

Anmerkungen

  1. Ps. 72, 25.
  2. Schäfer, Geschichte Bretten 339 Anm. 31. Hier wird Rubi b. Oberstdorf für „de Rubin“ vorgeschlagen.
  3. Kindler v. Knobloch II 361f. – Nach Besitztum in Dellmensingen (Gem. Erbach, Alb-Donau-Kreis).
  4. Vgl. nrr. 401, 402.
  5. Vgl. das in der Einleitung S. XXVII Gesagte sowie nr. 371.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 1, 24.
  2. O. Beuttenmüller, in: Der Pfeiferturm 1935, Nr. 9, 70.
  3. Schäfer, Geschichte Bretten 339ff.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 405 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0040508.