Inschriftenkatalog: Großkreis Karlsruhe
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)
Nr. 391 Oberderdingen, Friedhof 1626
Beschreibung
Grabstein des Jacobus Lucius. An der östlichen Umfassungsmauer südlich vom Eingang, an der Innenseite, 4. Stein von links. Große, oben abgerundete Platte aus gelbem Sandstein mit breitem, glattem Rand; im vertieften Feld oben Wappen, darunter Inschrift zwischen Ritzlinien, unten in der Mitte Totenschädel. Oberfläche durch Feuchtigkeit und Moosbewuchs aufgerauht.
Maße: H. (Teilmaß, Unterkante im Boden) 148,5, B. 93, Bu. 3,7 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
Anmerkungen
- Über diese drei Zeilen läuft in der Mitte eine rechteckige Abarbeitung, in die (im 19. Jahrhundert?) zur Bezeichnung des Grabplatzes die Ziffer 14 eingemeißelt ist.
Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 391 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0039103.
VIATOR HEIC SISTAT GRA/DVM/ LEGATQVE QVIS SITVS/S[VM] SVB HAC [IACENS] HOMO HEIC/ HV[MO] IACOBVS ILLE LVCIVS / EGO ILLE DVX ECCLESIAE / TRILVSTRIS HEIC ANNOS/QVE TREIS / VLTRA QVOD EXCVRIT/ LABOR / STVDIVMQVE CVI EA[. . . .]/DABAT/ DEVSQVE VENTVRAM DABIT/ HANC APPRECARE MORTVO / VIVO ADPRECATVS QVAM FVI / OBIT X · DEC / ANNO · M · DC · XXVI AET(ATIS) · LVI /
Kommentar
Der überlieferte Text gibt an verschiedenen Stellen dem Verständnis Schwierigkeiten auf. Die Form – einwandfreie jambische Dimeter nach strenger griechischer Regel – läßt die Ergänzung der abgearbeiteten Stellen in den Zeilen 4–6 (Vers 2 und 3) mit einiger Sicherheit zu1. Dabei bleibt iacens hypothetisch, sinngemäß könnte auch ein anderes Partizip (latens, cubans?) eintreten. In Zeile 13 (Vers 8) paßt das deutlich lesbare ea nicht ins Metrum, eine passende Ergänzung scheint nicht möglich. Der durchgehend exakte Bau der Verse erlaubt die Vermutung, daß der Steinmetz mit seiner handschriftlichen Vorlage Schwierigkeiten hatte; statt ea mit nicht leserlicher Fortführung wäre nach Sinn und Metrum am ehesten vitam zu konjizieren, auf das im folgenden Vers venturam, in Vers 10 hanc und in Vers 11 quam zu beziehen wären. Eine sinngemäße Übertragung könnte etwa lauten:
Übersetzung:
Der Wanderer möge hier seinen Schritt verhalten und lesen, welcher Mensch unter diesem Erdhügel hier bestattet ist. Ich bin der bekannte Jacobus Lucius, jener Kirchenfürst, drei Lustren und drei Jahre lang am hiesigen Ort. Danach gingen Arbeit und Mühe zu Ende, an die er sein Leben wandte. Und Gott wird ihm das künftige Leben schenken. Bete um dieses für den Toten, welches ich für den Lebenden erfleht hatte. Er starb am 10. Dezember im Jahre 1626 im Alter von 56 Jahren.
Die Schrift ist in der Ausführung sehr unregelmäßig, die Worttrennung meist nicht durchgeführt. Der Buchstabe Q erscheint konsequent in Minuskelform. Sprachlich auffallend die archaischen Formen heic und treis.