Inschriftenkatalog: Großkreis Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 384 Grötzingen (Stadt Karlsruhe), ev. Pfarrkirche 1621

Beschreibung

Glocke mit Signatur des Gießers Nicolaus Martinus. Oben unter Friesband Umschrift (A) und (B); reicher Schmuck durch breites Friesband mit Grotesken- und Knorpelwerk, in das Tiere, Fratzen, Vasen und Figuren eingefügt sind. An einer Seite (C); darunter Wappen mit Monogramm (D).

Maße: H. 136, Dm. 138 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    ALS · MIN · GELVT · ZVL · WORDEN · GEHORT · SO GEDECKET · ALLE · SEIT · AN · GODT · SIN · Ha) · WORT · M(AGISTER) · IOHANNES · MEYER · VON TVBINGEN · PFARHERR ·

  2. B

    IOHANN · SCHERBAVM · SCHVLMESTER · HANS · HEYDT · SCHVLTHEIS · ZV · GRETGENb) · CHRIST · SCHMIDT · ANWALDT · STEPHAN · BENTZ · PETER · BRAVN ·

  3. C

    BEEDE BVERGEMEISTER · NICOLAVS MARTINVS · GOS MICH · ZV · DVRLACH · 1621 ·

  4. D

    H H Z T S ·

Wappen:
Ortswappen Grötzingen.

Kommentar

Ein „Nicolaus Martinus von Campen“ ist 1617–29 als Glocken-, Büchsen- und Geschützgießer im Zeughaus zu Stuttgart nachweisbar; seine Herkunft aus der gleichnamigen niederländischen Gießerfamilie ist nicht gesichert, aber wahrscheinlich1. Nach Rott wurde die Durlacher Gießhütte 1625 durch Markgraf Firedrich V. von Baden-Durlach an den Stückgießer Nikolaus Martin verkauft2. Der Durlacher Gießer ist mit dem Stuttgarter Meister identisch. Die hier vorliegende Signatur mit Angabe des Gußortes Durlach kehrt auf einer 1617 datierten Glocke in Ersingen (Enzkreis) wieder; die württembergischen Glocken mit derselben Signatur nennen Stuttgart als Gußort, stimmen aber in der Ausführung mit den Durlacher Glocken überein3.

Der auf der Glocke genannte Schultheiß Hans Heydt (Heit) ist 1626 erwähnt4; vermutlich bezieht sich das Monogramm (D) auf ihn und ist aufzulösen: Hans Heydt Z(?) T(?) Schultheiß. Die Namen der Bürgerschaftsvertreter Christ Schmidt, Stephan Bentz und Peter Braun kehren in der Bauinschrift der Pfinzbrücke von 1621 wieder5.

Textkritischer Apparat

  1. Vermutlich Abkürzung für H(eiliges) Wort.
  2. So für Grötzingen.

Anmerkungen

  1. Vgl. Deutscher Glockenatlas I 68.
  2. Rott, Baden-Durlach 80.
  3. Vgl. KdmBaden IX 7, 78; Deutscher Glockenatlas I nrr. 656, 781, 1101, 1638. – Ausführliche Bearbeitung künftig in Deutscher Glockenatlas IV (Baden).
  4. Vgl. nr. 393.
  5. Vgl. nr. 383.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 5, 131.
  2. W. Mössinger, Die Grötzinger Kirche 1255–1955. Grötzingen 1955, 26.
  3. Ders., Grötzingen. Grötzingen 1965, 240.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 384 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0038404.