Inschriftenkatalog: Großkreis Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 292 Söllingen (Gem. Pfinztal), ev. Pfarrkirche St. Michael 1590

Beschreibung

Epitaph der Margaretha Heyner. In der Sakristei an der Südwand. Hochrechteckige Holztafel mit flachem Rahmen, bekrönt von Volutengiebel über kräftigem Kranzgesims. Farbfassung gut erhalten: Rahmen weiß mit schwarzen und roten Arabesken-Ornamenten; Giebel schwarz mit gemalter Heiliggeist-Taube; im Mittelfeld Inschrift, in drei Blöcke gegliedert, weiß auf schwarzem Grund. Im Feld zwei vertikal verlaufende Brüche.

Maße: H. 129, gr. B. 85, Bu. 1,3–1 cm.

Schriftart(en): Kapitalis, Humanistische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/1]

  1. EPITAPHIVM · / ODER / GRABSCHRIFT DER EHRN VND TVGENTSAM / MEN FRAWEN MARGRETEN DES WIRDIGEN VNND / WOLGELERTEN HERREN ERHARDI HEYNERS / BYRDIG AVS MEISEN PFARHERRS ALHIE ZV SEL=/LINGEN; VILGELIEBTEN HAVSFRAWEN WELCHE DEN 5. / AVGVSTI ANNO · 1590 · IN CHRISTO SELIGLICH VERSCIEDEN · /

    HIE LIGT VNND RVET IN DER ERD / HERR(N) ERHARD HEINERS HAVSFRAW WERD / PFARHERRS ALHIE; MARGRETA GENANDT; / BEY IM LEBT CHRISTLICH IM EHESTAND / VND GAB IM DRINEN LIEBE KHINDT, / DARVNDER NOCH IM LEBEN SINDT / HANS IÖRG ERHARDVS VNND IOHANN / GOTT WEL SIE BHYTTEN ALLESAM, / CHRISTOFF ERLEBT DAS FYNFFTE IAR / PETER ALBRECHT ZEHEN TAG FYRWAHR / EINS KNEBLINS SIE ZV FRYH GENAS / ZWEYEN ZWILLING AVCH GESCHAE DAS / MARGRETH, VNND ANNA MARIA, / IM LEBEN NACH IR BLIBEN DA, / IVDITH NOCH LEBT PRISCA DIE STARB / IM VIERTEN IAR GOTTS REICH ERWARB, / EIN TOCHTER ON TAVF GEHN HIMEL ZOCH, / DARAVF VOLGT IR DIE MVETTER NACH, / IM HIMMEL SIE BEYSAMMEN SIND / IN FRID VND FREID ALS GOTTES KIND / HILF HERR ALN FROMMEN KINDERN DEIN, / DAS SIE BALT MEGEN BEY DIR SEIN. /

    HIC Iacet ErnhardI coeLestI nVmIne gaVdens/ConiVnX HeVnerI fIde MIaIftra DeIa)/

Übersetzung:

Hier ruht die Gattin Erhard Heuners, eine Dienerin des Herrn im Glauben. Sie erfreut sich der himmlischen Gottheit.

Kommentar

Die beiden letzten Zeilen bilden ein Distichon. Die Tafel wurde zu unbekannter Zeit restauriert, die Schrift nachgemalt und dabei der Wortlaut der letzten Zeile entstellt: n statt a und (langes) s statt f eingesetzt ergibt richtig ministra. Das Chronodistichon ist als 1590 aufzulösen; dabei ist c als Schmuckinitiale, nicht als Bestandteil des Chronogramms zu lesen.

Das Denkmal gehört zu den wenigen erhaltenen Holz-Epitaphien des Bearbeitungsgebietes1. Die Schrift ist eine breit proportionierte Kapitalis mit durchgängig überhöhten Anfangsbuchstaben.

Textkritischer Apparat

  1. So verderbt statt MInIstra.

Anmerkungen

  1. Vgl. nr. 407.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 5, 193.
  2. G. Meerwein, Unser Söllingen. Karlsruhe 1930, 361.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 292 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0029206.