Inschriftenkatalog: Großkreis Karlsruhe
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)
Nr. 219 Karlsruhe, Badisches Landesmuseum 1540–1560
Beschreibung
Wappensteine vom ehemaligen Wasserschloß in Sickingen (Gem. Oberderdingen). Material gelber Sandstein.
I. Bogenschlußstein eines rundbogigen Türgewändes. Jetzt im Depot des Museums, Inv. Nr. C 7488. Geteilte Jahreszahl und Wappenschild. Oberfläche bestoßen.
Maße: H. 38,5, B. 59, T. 20 cm.
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zwei Flüge (Nippenburg oder Nothaft von Hohenberg). |
Anmerkungen
- Boos von Waldeck.
- Puller von Hohenberg.
- Kranch von Kirchheim.
- Dem Schildbild nach muß es heißen: Randeck.
- So für Engpaß.
- Blick von Lichtenberg.
- Zu ergänzen: Boppard.
- Vetzer (von Geispitzheim).
- Zur Baugeschichte vgl. KdmBaden IX 1, 143. – Zu den Bauherren vgl. nrr. 189.
- Zugehörig sind vier weitere Fragmente ohne Inschriften (Inv. nrr. C 7489, 7490, 7491, im Lapidarium; C 7492 im Depot), darunter eine querrechteckige Platte mit Relief eines Fischers, datiert 1543 und signiert mit Steinmetzzeichen nr. 10.
- Zur Genealogie vgl. Humbracht Taf. 1, 70ff., 99, 124ff., 250.
- I mit i-Punkt, R und K mit geschwungenem Fuß.
Nachweise
- KdmBaden IX 1, 143.
- Feigenbutz, Kraichgau 217.
- A. v. Schneider, Die plastischen Bildwerke. Veröffentlichungen d. Bad. Landesmuseums Karlsruhe 1. Karlsruhe 1938, nrr. 169–177.
- K. Banghard, Fünf Schneeballen, zwölf Jahrhunderte. Flehingen-Sickingen 779–1979. Karlsruhe 1979, 254 u. Abb. 428–431.
Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 219 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0021909.
II. Wappentafel; Lapidarium, Inv. Nr. C 7484. Querrechteckige Platte; im Mittelfeld Kartusche, seitlich geschweift, mit vier Vollwappen in Hochrelief nebeneinander; am unteren Rand Bauzahl (geteilt) und Wappenbeischriften. Über dem 3. Wappen von l. Steinmetzzeichen nr. 10. Randleiste, Helmzieren und Helmspangen beschädigt, l. o. zwei Dübellöcher.
Maße: H. 75,5, B. 180, B. 4–5,7 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
15 · SIEN · WALDEK1) · HOENBURG2) · SICKINGEN · 41 · /
III. Wappentafel; Lapidarium, Inv. Nr. C 7486. Gegenstück zu II. Dasselbe Steinmetzzeichen nr. 10 in der Mitte oben. Helmzieren und Helmspangen z. T. ausgebrochen.
Maße: H. 72, B. 174,5, Bu. 3,8–5,6 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
· 15 · FLERSHEIM · CHRANNICH3) · LANDECK4) · ENDEN5) · 41 /
IV. Wappentafel; Lapidarium, Inv. Nr. C 7487. Komposition wie II, jedoch die Wappen hier direkt vor dem leicht vertieften Plattengrund; die Wappenbeischriften hier auf der oberen Randleiste, auf der unteren Leiste links und rechts Bauzahl (geteilt). Am unteren Rand zwei längliche Einschnitte (wohl vom Versetzen am Bau), in der Mitte senkrecht laufender Bruch, Helmspangen ausgebrochen.
Maße: H. 66,7, B. 184,3, Bu. 2,2–3,1 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
. . . . . V(ON) LILGENBERG6) · HIERTT V(ON) SCHENECK · [N]ACKHAIM · LANDT[SCH]AD[E]N / 15 /// 42. /
V. Wappentafel; Lapidarium, Inv. Nr. C 7485. Gegenstück zu IV, die Randleiste jedoch breiter, Wappenbeischriften unten, Bauzahl oben in der Mitte in den Plattengrund eingehauen. Links oben viereckige Aussparung (ehemals Halterung aus Metall?); Rand stark beschädigt (Wortlaut nach alter Photographie) ergänzt).
Maße: H. 76, B. 173, Bu. 4,7–5,7 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
1 5 6 0 [MECKENHEIM] · BA[YER] VON . . . . . . .7) · F[ETZ]ER8) · FRI[S]EN[HEIM] · /
Kommentar
Die schon 1340 erwähnte Tiefburg wurde nach Zerstörung im Bauernkrieg durch Hans von Sickingen (gest. 1547) wieder aufgebaut und offenbar erst nach seinem Tod durch Franz Conrad von Sickingen (gest. 1570) vollendet9. Nach dem 1887 erfolgten Abbruch der Anlage gelangten die vorliegenden Wappensteine – zusammen mit weiteren Bauskulpturen der Burg – 1897 durch Kauf in die Großherzogl. Sammlungen10. Über die ehemalige Anordnung am Bau ist nichts bekannt; jedoch läßt sich wenigstens die ursprüngliche Zuordnung der vier großen Wappentafeln erschließen: sie dienten vermutlich als Brüstungsplatten eines Erkers und tragen die 16fache Ahnenprobe des Bauherrn11. Die Helmzieren der Ahnenreihe des Vaters (Franz von Sickingen) sind nach rechts gewandt (II u. IV); diese beiden Tafeln waren also im linken Teil der Fassade – wohl übereinander? – angebracht und auf einen zentralen Bezugspunkt – Portal mit Skulpturenprogramm? – ausgerichtet. Die Ahnenreihe der Mutter (III u. V) war in der rechten Fassadenhälfte II und IV gegenübergestellt. Stein I läßt sich nicht in dieses Schema und nicht in die Sickingensche Ahnenreihe einfügen. Dem Steinmetzzeichen zufolge sind II und III von derselben Hand, IV und V zeigen in der Ausführung der Details jeweils eine andere Handschrift. Die Schrift hat überhöhte Anfangsbuchstaben und ist sehr sorgfältig gestaltet12.