Inschriftenkatalog: Großkreis Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 190 Sickingen (Gem. Oberderdingen), kath. Pfarrkirche St. Magdalena 1547

Beschreibung

Grabdenkmal der Lucia von Sickingen, geb. von Andlau. Im Chor an der Nordwand. In Aufbau und Schrift dem vorangegangenen Denkmal (nr. 189) entsprechend, nur reicher im Dekor. Material graugelber Sandstein, hellbraun gefaßt. Die Figur der Verstorbenen in Muschelnische, darüber Putti mit Allianzwappen; vier Ahnenwappen jeweils auf den Rahmenpilastern. Auf der Rahmenleiste oben Tabula ansata mit Datierung (A), in der Sockelzone Grabschrift (B) zwischen geflügelten Fabelwesen.

Maße: H. 354, B. 146, Bu. 2,3–2,6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    ANNO CHRISTI / · M · D · XLVII · /

  2. B

    HIE LIGT BEGRABEN · DIE · EDEL · VND · TVGENTHAFT /FRAW · LVCIA · DES · EDELN · VND ERNVESTEN · FRANC CVNRADEN / VON SICKINGSa) · DERZEIT DER OBERN CHVRFYRSTLICHE(N) / PFALCZ IN BAYERN VITZTHVMS · EELICHE HAVSFRAW · EI(N) / GEBORNE VON ANDLO · STARB ZV AMBERG IN BAI/ERN · DONDERSTAG DEN · XXVIII · APPRILIS MORGENS / VMB IIII VR · M · D · XXXX · VII · HAT · GELEBT · / XXXIII · IAR · IIII MONAT · VND XIX TAG DER ALLMECHTIG / ERHALTE IR SEEL · IN SEINEN · GNADEN EWIGLICH AMEN /

 
Wappen:
Sickingen/Andlau (gespalten).
       
Wappen mit Beischriften:
ANDLO RHOT2)
REICH VON/REICHENSTEI(N) OFFRIEN/GEN3)
ROHTBVRCK1) LANDECK
EPTINGEN DEGERNAW

Kommentar Die Verstorbene aus dem elsässischen Geschlecht derer von Andlau (Dép. Bas-Rhin) war die erste Gemahlin des Franz Conrad von Sickingen (1511–1570), des jüngsten Sohnes des Franz I. von Sickingen. Nach der 1542 erfolgten Begnadigung der Kinder Franz von Sickingens bekleidete Franz Conrad hohe kurpfälzische Hofämter; als Marschall und Vitztum der Oberpfalz residierte er in Amberg, wo Lucia nach Aussage der Inschrift gestorben ist. Später trat er in kaiserliche Dienste und wurde in den Reichsfreiherrnstand erhoben4. In ihm dürfen wir vermutlich den Auftraggeber des aufwendigen Denkmals sehen, das von derselben Hand ist wie nr. 189.

Textkritischer Apparat

  1. Hinter dem Namen eine abwärts weisende Schlangenlinie, die in Analogie zu der vorangegangenen Inschrift als „etc.“ zu deuten ist.

Anmerkungen

  1. Rotberg.
  2. Rot von Rosenberg.
  3. Efringen.
  4. Zur Person vgl. die bei nr. 189 Anm. 2 angegebene Literatur; ferner Press, Calvinismus 187. – Franz Conrad heiratete 1556 in zweiter Ehe Alberta von Millendonk (gest. 1564); in der Wehrkirche zu Ebernburg (Gem. Bad Münster-Ebernburg, Kr. Bad Kreuznach) befand sich ein Epitaph für Franz Conrad und seine beiden Frauen; vgl. H. P. Mielke, in: Pfälzer Heimat 27 (1976) 129f. – Zur Genealogie der Andlau vgl. Hertzog, Alsatia VI 218f.; Kinder v. Knobloch III 635.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 1, 135, 138, Taf. XI.
  2. Feigenbutz, Kraichgau 220.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 190 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0019005.