Inschriftenkatalog: Großkreis Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 149 Bretten, ev. Pfarrkirche St. Laurentius 1520

Beschreibung

Grabstein der Barbara Grifenberg (oder Grif us Grifenberg). In der Bachkapelle an der Westwand, 13. Stein von Ost. Große Rechteckplatte aus rotem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien (Beginn l. o.), im Feld in sechs Zeilen fortlaufend, darunter Allianzwappen mit Helm und Helmzier. Kopfleiste und folgende Zeile zerstört (Buchstabenverlust); im oberen Drittel Flickstelle.

Maße: H. 201, B. 91, Bu. 8–9,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A(NNO · DOMINI)a) / · MCCCCCXX · IAR · VFF · SONTAG · NEC/HST · NA(CH) · MA/RTINI · STARB · DIE · EDEL · VND · WOLG(E)BO(RN)E · FRAOW / BARBRA · [V . . . . .]/NBERG · GRFIOHNES / IN · LOEWENSTA/IN · HER · VSGRI/FENBERGS HSFROWb) / VN(D) SIN SVN BASTOc) DER S(E)L Gd) · /

Datum: 18. November.

Wappen:
Greif nach links; Vogel mit Ring im Schnabel nach rechts, auf Dreiberg; Helmzier: Greif wie beim Schildbild.

Kommentar

Trotz des relativ guten Erhaltungszustands macht die Interpretation der Inschrift – insbesondere die Lesung der Eigennamen – Schwierigkeiten. Ein Charakteristikum der Inschrift ist die Anwendung von Kürzungen durch Ineinanderfügen zweier oder mehrerer Buchstaben (litterae insertae). Dabei sind mehrmals Buchstaben weggelassen worden. Der Nachname der Frau ist zerstört bis auf den Rest des Anfangsbuchstabens (?) V und die Endung NBERG; dieser Bestand deckt sich mit dem zweiten Teil des Namens des Ehemannes. Der Name der Verstorbenen ist daher wohl zu ergänzen als BARBRA · VS (oder VON) GRIFENBERG. Unklar ist die Bedeutung des folgenden Wortes, in dem sich der Name des Mannes, Johannes zu verbergen scheint. In der Kürzung GRF fehlt der Vokal. In Analogie zu dem Ortsnamen (?) Grifenberg bietet sich die Auflösung GR(I)F (Greif) an, zumal das redende Wappen diese Auflösung nahelegt1. Personen dieses Namens sind in Bretten nicht nachweisbar; im süddeutschen Bereich begegnet „Greif“ oder „Greifenberg“ jedoch häufig2.

Die Inschrift erzielt eine überraschend dekorative Wirkung durch regelmäßige Reihung der breit angelegten, voll ausgebildeten Kapitalis-Buchstaben, zu deren kräftiger Struktur die Feinlinigkeit der litterae insertae und der schneckenförmig eingerollten Paragraphenpunkte in Gegensatz stehen3. In den Ecken sind Lilien als Schmuckform eingefügt.

Textkritischer Apparat

  1. Nach dem üblichen Formular mögliche Ergänzung.
  2. Zu ergänzen: h(u)sfrow.
  3. Möglich wäre auch Bastiano oder Ba(r)to(lomäu)s; Basto erklärt nicht die Kürzung über dem S für m oder n.
  4. Zu ergänzen in Anlehnung an häufig vorkommende Wendungen: der sel g(ott gnad).

Anmerkungen

  1. Beuttenmüller schlägt vor: Gr(a)f Ioh(a)nes in Loewenstain. „Graf“ wäre dann nicht als Adelstitel, sondern als der vorangestellte bürgerliche Name aufzufassen. Die Grafen von Löwenstein wie auch andere adlige Familien dieses Namens führen den Greif nicht im Wappen. Ein Vergleich mit dem sonst üblichen Formular ließe auch noch die Deutung zu: Barbra v(on Grife)nberg geborene NN. in Loewenstain; GR wäre dann Kürzung für geborene, der Mädchenname wäre allerdings nicht sicher aufzulösen.
  2. Vgl. DI. IV (Wimpfen) nr. 116; Pfeilsticker, Registerband; Krebs, Dienerbücher Speyer nrr. 549f., 557. KdmSüdbadens I (Konstanz, Münster) 255 (Heinrich Griffenberg).
  3. N mehrmals retrograd, I mit Knoten in der Schaftmitte.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 1, 43.
  2. O. Beuttenmüller, in: Der Pfeiferturm 5 (1935) 70.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 149 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0014902.