Inschriftenkatalog: Großkreis Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 79 Weingarten, ev. Pfarrhaus, Kirchstr. 6 1479

Beschreibung

Wappenstein der Deutschmeister Ulrich von Lentersheim und Reinhard von Neipperg. An der nordöstlichen Ecke an der Straßenseite des Gebäudes, dicht unter dem Dachgesims auf der abgeschrägten Eckquaderung, an beiden Seiten beschnitten1. Die beschriftete Stirnseite querrechteckig; in der Mitte zwei Wappenschilde in Hochrelief, schräg einanderzugeneigt und an einem illusionistisch gestalteten Haken hängend dargestellt; l. fragmentarische Jahreszahl, r. Inschriftfragment, beide schräg angeordnet. Vermutlich roter Sandstein, in neuerer Zeit farbig gefaßt (Grund grau, Schrift dunkelblau, Wappen tingiert).

Maße: H. ca. 40, B. ca. 65, Bu. ca. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. [1] 4 · 7 · 9a) /// Me / balth. . . / jupf : . . . / hoff. . .b) /

Wappen:
Lentersheim/Deutschorden geviert; Deutschorden/Neipperg geviert.

Kommentar

Vielleicht Rest einer Bauinschrift für das ehemalige Gebäude der Weingartener Deutschordenspflege2. Ein Balth(asar) Jupf – vielleicht der mit dem Bau beauftragte Deutschordenspfleger? – ist einstweilen nicht anderweitig belegbar. Die Bauherren sind durch ihre Wappen ausgewiesen: Ulrich von Lentersheim, Deutschmeister 1454–1479, vorher Komthur zur Donauwörth, gest. 14813; Reinhard von Neipperg, Deutschmeister 1479–1489, vorher Komthur zu Blumenthal, gest. 14964.

Textkritischer Apparat

  1. Die Ziffern 4, 7 und 9 in der alten spätgotischen Form, die 4 gestürzt.
  2. Die beiden letzten Buchstaben nicht eindeutig; möglich wäre auch hoc f(ecit). . .

Anmerkungen

  1. Das heutige Gebäude, seit 1808 ev. Pfarrhaus, ist das Ergebnis eines Umbaues von 1748 (Bauzahl im Türsturz des Hofportals); zur Baugeschichte vgl. KdmBaden IX 5, 211f.
  2. Auf die ehemaligen Besitzverhältnisse weist das monumentale Wappen des Hoch- und Deutschmeisters Clemens August von Bayern, Erzbischof von Köln (1732–1761), angebracht an der unteren Abkragung unterhalb der vorliegenden Inschrift. Ein Bogenschlußstein mit der Bauzahl 1580 zwischen dem Wappen Pfalz/Deutschorden und dem Ortswappen (Weintraube) war in der 1945 zerstörten alten Sakristei der ev. Pfarrkirche vermauert; verschollen.
  3. Bucelinus II 3, 84; Voigt I 656; vgl. DI. VIII (Mosbach, Buchen, Miltenberg) nr. 620.
  4. Voigt I 656; A. G. Kolb, in: Württ. Vierteljahreshefte z. Landesgeschichte NF. 19 (1910) 43f.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 5, 211f. (mit falscher Benennung der Wappen).

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 79 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0007905.