Inschriftenkatalog: Großkreis Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 18 Wössingen (Gem. Walzbachtal), Rathaus 1374/1400

Beschreibung

Grabstein des Merklin (Mercklin, Merkelin) von Wössingen gen. Freudenstein und seines Sohnes Swiker (Swicker). Im Treppenabgang des neuen Rathauses; aus der alten Pfarrkirche zu Oberwössingen (abgebrochen um 1820)1. 1932 von H. Rott aufgefunden und im Anwesen des Steinmetzen Gauß geborgen; bis 1974 im Garten Alte Straße 22. Rechteckplatte aus rotem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, die sich im Feld oben fortsetzt. Im Mittelfeld ehemals großes Wappen mit Helm und Helmzier, abgemeißelt.

Maße: H. 242, B. 93, Bu. 9 u. 6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Dietrich Lutz, Karlsruhe [1/1]

  1. + Anno · D(omi)ni · m ccc · / lxxiiii O(biit) · merklin(us) Miles De weSingen / + d(i)c(tu)s frevde(n)stei(n) · / f(er)ia iii p(ost) purificac(i)o(nem) · S(ed) fili(us) ei(us) · SWiker(us) O(biit) · i(n) / die Marti(ni) · An(n)o / cccc Ante ·a) /

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1374 starb Merklin Ritter zu Wössingen genannt Freudenstein am Dienstag nach (Mariae) Reinigung. Und sein Sohn Swiker starb am Tag des (hl.) Martin im Jahre 400 wie vorher.

Datum: 7. Februar, 11. November.

Wappen:
Wössingen (der Umriß der Helmzier – Schwanenhals – erkennbar).

Kommentar

Das Geschlecht der Wössingen gen. Freudenstein nennt sich nach Freudenstein (Gem. Knittlingen, Enzkreis) ebenso wie die Gremp(p) von Freudenstein, die auch dasselbe Wappen führen2. Ein „Mercklin von Wesingen ritter“ ist 1370 nachgewiesen3. Seine Gemahlin war eine Tochter des Swicker von Sickingen (gest. 1387)4; der Sohn aus dieser Ehe, der hier angesprochene Swicker, war um 1381 noch unmündig5.

Die Schrift verwendet mehrmals Versalien der gotischen Majuskel, zweimal auch im Wortinnern (weSingen, SWikerus). Auch die kreisrunden Punkte als Worttrennung zeigen, daß die Schrift noch einer Übergangsphase zwischen Majuskel und Minuskel angehört.

Textkritischer Apparat

  1. Die Ritzlinie, die die Inschrift umschließt, ist nach der Jahreszahl vor dem Wort Ante zur Randzeile hinaufgezogen. Offenbar ist Ante als Zusatz des Steinmetzen zu interpretieren, der durch ein Ante (= wie vorher) die versehentliche Auslassung des m (= tausend) vor cccc (= vierhundert) zu korrigieren suchte.

Anmerkungen

  1. Vgl. KdmBaden IX 1, 163; AmtlKreisbeschreibung V 131.
  2. Alberti II 198.
  3. Krieger II 1517; Koch/Wille 3898, 3899.
  4. Vgl. nr. 14.
  5. Fester I nr. 4472.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 5, 219.
  2. Wössingen im Wandel der Zeit. Walzbachtal 1971, 74.
  3. D. Lutz, in: Forschungen und Berichte 6 (1979) 276f. u. Abb. 65.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 18 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0001805.