Inschriftenkatalog: Großkreis Karlsruhe
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)
Nr. 8 Sickingen (Gem. Oberderdingen), kath. Pfarrkirche St. Magdalena 1362
Beschreibung
Grabstein des Albert (Albrecht) Hofwart von Sickingen, genannt Lang. Im Innern der Kirche an der Nordwand des Langhauses. Hochrechteckige Platte aus gelbem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien; im Mittelfeld Wappen mit Helm und Helmzier in Relief unter Baldachinmotiv in Ritzzeichnung. Schrift farbig nachgezogen und durch Nachmeißeln entstellt, Wappen in neuerer Zeit tingiert.
Maße: H. 244, B. 93, Bu. 6 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
+ ANNO · D(OMI)NI · M · CCC / LXII JN · DIE · BEATE · AGATE · VJRG(INIS) · O(BIIT) · ALBERHT(VS) · D(I)C(TV)S · / LANG · HOFWART · / ARMIG(ER) · DE · SIGGIGEN · REQIESCATa) · IN · S(AN)C(T)A PACE /
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1362 am Tag der seligen Jungfrau Agathe starb Albert genannt Lang Hofwart von Sickingen, Ritter. Er möge in heiligem Frieden ruhen.
Datum: 5. Februar.
Sickingen. |
Textkritischer Apparat
- So statt requiescat.
Anmerkungen
- Krieger II 989; Koch/Wille I nr. 3565, 3602, 4107. – Zur Genealogie vgl. Möller AF. II Taf. 76 u. S. 192 (hier 1363 als Sterbedatum).
- Krieger II 989.
- Sehr ähnlich auf dem Grabstein des Eberhard Liebener (gest. 1275) in Pforzheim, Schloßkirche; vgl. KdmBaden IX 6, 149 u. Abb. 127. Weitere Beispiele auf Grabsteinen in Steinheim a. d. Murr (Kr. Ludwigsburg) und Oberstenfeld (Kr. Ludwigsburg) von 1297 und 1309.
Nachweise
- KdmBaden IX 1, 142 u. Abb. 68.
- Feigenbutz, Kraichgau 220.
- Kehrer, Sickingen 76 Anm. 18 (mit Jahreszahl 1262!).
Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 8 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0000809.
Kommentar
Der Verstorbene gehörte einer Seitenlinie des verzweigten Geschlechts der Sickingen, den Hofwarten von Sickingen, an, die 1460 ausstarb. Ein „Alb(r)echt Hovewart“ ist 1351 erwähnt1; er ist – nach Aussage des Grabsteins – identisch mit „Langehofewart von Sickingen“, genannt 1361 und 1364/65 (als verstorben)2. Seine Gemahlin war Anna, Tochter des Bertold II. Göler von Ravensburg (gest. 1335); Söhne dieses Paares waren Ludwig und Eberhart.
Die Maßwerkdekoration des Denkmals kehrt gelegentlich an Grabsteinen im weiteren Umkreis des Bearbeitungsgebietes wieder3. Die Schrift, verderbt durch spätere Eingriffe, ist eine gut durchgebildete Majuskel mit abwechselnd kapitaler und unzialer Form des N, geschlossenem C; I ist mit und ohne runde Verdickung des Schaftes sowie als J wiedergegeben.