Inschriftenkatalog: Großkreis Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 2 Blankenloch (Gem. Stutensee), ev. Pfarrkirche St. Michael n. 1307?

Beschreibung

Grabstein des Lutfrid (Lutfridus) von Owesheim (Öwisheim) (?). Im Chor an der Nordwand. Rechteckplatte aus rotem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien (beginnt r. u.; die Platte steht auf dem Kopf); im Feld geringe Reste eines abgetretenen Wappenschildes mit Helm und Helmzier, ehemals in Relief ausgeführt. Im unteren (jetzt oberen) Drittel schräglaufende Bruchlinie (Buchstabenverlust); Oberfläche abgerieben, Kopfleiste und r. Langseite bis zur Unkenntlichkeit zerstört, die Platte an beiden Langseiten geringfügig beschnitten.

Maße: H. 203, B. 67,5 , Bu. 7–7,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. + A[NNO DOMINI . . . . / . . . . . . LVTFR]IDVS [A]RMIGER / · DE OWESH/EINa) · IN · DIE · SA[N]CTE · LVC[IE] [AM]EN ·

Übersetzung:

Im Jahr (des Herrn) . . . . . (starb) (Lutf)rid Ritter von Owesheim am Tag der hl. Lucia. Amen.

Datum: 13. Dezember.

Wappen:
unkenntlich, vermutlich Öwisheim1.

Kommentar

Ein Ortsadel von Öwisheim (Gem. Kraichtal) ist von 1214 bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts nachgewiesen; die Stammburg befand sich ehemals in Ober-Öwisheim2. Da vom Vornamen des Verstorbenen die Endung . .idus eindeutig erhalten ist, bietet sich eine Identifizierung mit dem einzigen nachweisbaren Glied der Familie, das einen auf . .idus endenden Namen trägt, an: Lutfrid(us) (Luetfrit) von Oewisheim, 1296 Zeuge für Markgraf Rudolf III., 1307 als Bruder des Trigel von Oewisheim (nachweisbar 1297–1320) bezeichnet3. Der Ort Blankenloch wird urkundlich erst 1337 erwähnt, die Pfarrkirche erst 13924; doch deutet der bischöflich speyerische Besitz auf ein höheres Alter, wofür der vorliegende Grabstein ein Beleg ist.

Die Schrift stützt eine Ansetzung im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts. Das feingliedrige Schriftbild, die schlanken Proportionen der einzelnen Buchstaben, das I mit einem Knoten in der Schaftmitte, C, D und E in geschlossener Form mit spitz auslaufenden Sporen, die rüsselförmig gerollte Endung des N sowie die kreisrunden Worttrennungspunkte sind Züge, die alle bald nach 1300 festzustellen sind5. Auch die künstlerische Gestaltung als Wappenstein mit einem – in relativ hohem Relief angelegten – Wappenbild ist typisch für die Frühzeit der Adelsgrabmäler. Wenn die hier vorgeschlagenen Identifizierung zutrifft, ist der vorliegende Grabstein als das älteste erhaltene Schriftdenkmal des Bearbeitungsgebietes zu betrachten.

Textkritischer Apparat

  1. Obwohl nur geringe Spuren des Namensanfangs vorhanden sind, ist die Deutung der ersten beiden Buchstaben als „OW“ vertretbar.

Anmerkungen

  1. Schild mit drei Balken; dasselbe Wappen führen die Trigel von Öwisheim (Nebenlinie); vgl. ZGO AF. 7 (1856) 471; Alberti II 570.
  2. ZGO AF. 7 (1856) 471; Krieger II 459ff.; AmtlKreisbeschreibung V 99.
  3. Fester I nrr. 629, 673, 674.
  4. Krieger I 211; AmtlKreisbeschreibung V 121.
  5. Vgl. DI. XII (Heidelberg) nr. 35; DI. XVI (Mannheim, Sinsheim) nrr. 6, 8. Ferner vgl. mehrere Grabsteine in Baden-Baden, Kloster Lichtental; KdmBaden XI 1, S. 509 (Abb. 415), 511 (Abb. 417).

Nachweise

  1. KdmBaden IX 5, 41.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 2 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0000207.