Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 400 Knielingen (Stadt Karlsruhe), ev. Pfarrkirche 1629

Beschreibung

Grabstein des Michael Dieterlin. In der Sakristei, Südwand; vor 1869 im Chor im Boden. Platte aus rotem Sandstein, oben giebelartig geschweift und von Inschriftleiste (A) umzogen; im vertieften Mittelfeld oben Kartusche mit Kelch und Jahreszahl, darüber Steinmetzzeichen nr. 31. Die verbleibende Fläche des Mittelfeldes ist mit der Grabschrift (B) und den Hexametern (C) gefüllt. Oberfläche abgetreten und z. T. bis zur Unkenntlichkeit zerstört, Fußleiste unten mit Ölfarbe überstrichen. Zitat von (A) und (C) nach B. Schwarz.

Maße: H. 167,5, B. 72,5, Bu. 6,2; 3,4; 2,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    ECCE SUBa) TUMULO PIETASb) IACET IPSA PROBATAHAEC EST QUI MICHAEL / [DICTUS ERATc) DIETERLINERGO] / SANCTE SENEX PASTOR DIGNISSIME COELO AETERNUM [SALVE TERQUE QUATERQUE VALE!]

  2. B

    HIE LIGT BEGRABEN · M · / MICHEL DIETERLIN · VON · / TIBINGEN · GE(BURT)IGd) 72 IAR / 44 · IAR DER GEMEIN GOTTES · / ZV KNIELINGEN EVANGE=/LISHER PREDIGER VND SEL · /SORGER DEN 2. TAG APRIL ANO / CHRISTI 1625 SELIG IM HER/REN ENTSCHALFENe) · VND DEN / 5 TAG DRAVF HIEHER GE/LEGT · WORDEN · DESSEN · / LEUCHTEXT 2. TIMOTH CAP 41) / ICH HAB EINEN GVTTEN KAMPFF / GEKEPFFETe) ICH HAB ETC. / ERGO: /

  3. C

    IUSTITIAEf) [PRAECO QUIA] DIETERLINEg) / FUISTI / [ER UDIENS MULTOS MORES MONS/TRANDO FIDEMQUE / FULGEBIS STELLAE PHOEBEAE]LAM/PADIS [INSTAR / JUSTITIAE PORTANS PULCHRAM]/ SINE FINE CORONAM · /

Übersetzung:

A Hier unter diesem Hügel liegt die erprobte Frömmigkeit selbst; es ist jener, der Michael Dieterlin hieß. So sei, frommer Greis, du Hirte, des Himmels überaus würdig, auf ewig gegrüßt. Dreimal, viermal sei dir Lebewohl gesagt! - C Da du, Dieterlin, ein Herold (Verkünder) der Gerechtigkeit gewesen bist, und viele erzogen hast, indem du Anstand und Glauben dartatest, wirst du strahlen wie die Fackel des Phoebussterns und ohne Ende die schöne Krone der Gerechtigkeit tragen.

Kommentar

Der Verstorbene war von 1581 bis zu seinem Tod 1625 evangelischer Pfarrer zu Knielingen2. – Die Schrift zeigt überhöhte Versalien sowie rundes U und kursive Formen bei A und Q. Der offensichtlich ungeübte Steinmetz hatte Mühe, den umfangreichen Text unterzubringen; daher ist der Schluß von (A) von dem Wort AETERNUM an in zwei Zeilen übereinander eingehauen. Ohne daß eine genaue Identifizierung des überlieferten Textes möglich ist, ist deutlich , daß (C) in lateinischen Hexametern abgefaßt ist. (A) ist in zwei Distichen abgefaßt.

Textkritischer Apparat

  1. Schwarz fügte nach SUB hier HOC ein; nach dem Befund ist dies Wort nicht vorhanden.
  2. Bei Schwarz PIETATIS; dem Befund und einer sinngemäßen Übersetzung nach muß es heißen PIETAS.
  3. Schwarz: DICITUR ILLE DIETERLIN; dem Versmaß entspricht DICTUS ERAT.
  4. Sinngemäß ergänzt.
  5. Fehler des Steinmetzen.
  6. Schwarz: IUSTITIA PRAECO.
  7. Schwarz: DIETERLINA.

Anmerkungen

  1. 2. Timotheus 4, 7.
  2. Stocker, Schematismus 127 (Name hier: Dietterlen).

Nachweise

  1. KdmBaden IX 5, 160.
  2. B. Schwarz, Ortsgeschichtl. Mitteilungen 183.
  3. Reichwein, Knielingen 79f. u. Abb. 21.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 400 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0040003.