Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 380 Karlsruhe, Schloß (Bad. Landesmuseum) um 1620

Beschreibung

Degen des Markgrafen Georg Friedrich von Baden-Durlach (gest. 1638). Schausammlung (Inv. nr. G 99); ehemals in der Rüstkammer des Durlacher Schlosses1. Klinge (Stahl) mit reicher Verzierung und beidseitiger Beschriftung (graviert); Korb und Knauf mit in Silber tauschierten Ornamenten. Der Inschriftschmuck beginnt 21 cm über dem Ricasso und setzt sich innerhalb des Korbes auf dem Ricasso fort. Auf der einen Seite (Wappenseite): Wappen mit drei Helmen und Helmzieren, begleitet von Inschrifttäfelchen (A1, A2), darunter Ornamentstreifen, eingefaßt von Inschriftleisten, die waagrecht (B1, B2, B3) und senkrecht (C1, C2) verlaufen; auf dem Ricasso Monogramm (D) und zwei Bischofsköpfe (Meistermarke Solingen). Auf der anderen Seite (Bildseite): Bildnismedaillon mit Umschrift (E), begleitet von Inschrifttäfelchen (F1, F2); darunter Inschriftstreifen, in der Anordnung der Wappenseite entsprechend: waagrecht (B4, B5, B6) und senkrecht (G1, G2); auf dem Ricasso Monogramm (H) und Meistermarke (wie oben).

Maße: H. (gesamt) 115, H. (Klinge) 92,5, gr. Br. 3,6, Bu. 0,4 (B, C, G) u. 0,2 (E) cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Badisches Landesmuseum Karlsruhe [1/2]

  1. A1/A2

       GLORIA VIR/TUTEM SEQUIT(UR) /

  2. B1/B2/B3

     CONCORDIA / RES · PARVAE ·/ CRESCUNT2) : Ca) /

  3. C1/C2

       PETER MÖNCH / ME FECIT · SOLINGEN / CONSTANTER · / ETSINCERE3) : Ca) /

  4. D

    V · I · S

  5. E

    GEORG(IVS) : FRED(ERICVS) : MARCHIO : BADEN(SIS) : ETHOCHBERG(ENSIS) : LANDG(AVIVS) : SVSENB(ERGENSIS) :D(OMI)N(V)S IN ROT(TELN) : ET BADE(N)W(EILER) · /

  6. F1/F2

    DULCE · PRO · / PATRIA · MORI · /4)

  7. B4/B5/B6

     ET DISCOR/DIA · MAXIME · / DILABUNTUR /2)

  8. G1/G2

       PLUS NOCET LIN/GUA ADULATORIS / QUAM GLADIUS /PERSECUTORIS:/

  9. H

    C · V · S /

Übersetzung:

Der Ruhm folgt der Tugend. – Durch Eintracht werden geringe Dinge groß, und durch Zwietracht zerfallen (sie) am meisten (B1–B6). – Peter Mönch machte mich zu Solingen. Standhaft und aufrichtig. – Georg Friedrich Markgraf von Baden und Hochberg, Landgraf von Sausenberg, Herr in Rötteln und Badenweiler. – Süß (ist), für das Vaterland zu sterben. – Mehr schadet die Zunge des Schmeichlers als das Schwert des Verfolgers.

Wappen:
Markgrafschaft Baden-Durlach (geviert, 1 Landgrafschaft Breisgau, 2 Usenberg, 3 Badenweiler, 4 Rötteln, darauf Herzschild Baden).

Kommentar

Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach (1604–22), strenggläubiger Lutheraner und tatkräftiger Verteidiger der protestantischen Sache im Dreißigjährigen Krieg, war gezwungen, nach der Niederlage in der Schlacht bei Wimpfen 1622 abzudanken, und starb 1638 zu Straßburg im Exil. Sein besonderes Interesse galt – neben Literatur und Kunst – besonders der Kriegskunst in Theorie und Praxis. Sein Wahlspruch lautete „Virtute“ (durch Tapferkeit)5. Der Degen trägt zwar diese Devise nicht in wörtlicher Wiedergabe, jedoch passen die eingravierten Denksprüche zum überlieferten Bild der Persönlichkeit des Markgrafen. Ein Vergleich des Bildnismedaillons auf dem Degen mit den Bildnissen des Fürsten legt nahe, daß – trotz einiger Abweichungen im Detail – der Stich des Jakob van der Heyden, datiert 1620, dem Graveur zum Vorbild diente6. Damit wäre eine Ansetzung des Degens in die Zeit kurz nach 1620 vorzuschlagen, als der Markgraf auf dem Höhepunkt von Macht und Ansehen stand. Die Monogramme D und H beziehen sich vermutlich auf weitere Solinger Handwerker neben Mönch.

Textkritischer Apparat

  1. Am Ende des Spruches ein Kapital-C; nach sincere ist dem C ein Sternchen eingefügt (Handwerkerzeichen?).

Anmerkungen

  1. Dazu vgl. Fritz a. a. O. 85ff.
  2. Nach Sallust. bell. Jugurth. X, 6 (vgl. Dielitz 47). – Derselbe Spruch in Landshut, Stadtresidenz, sog. Italienischer Saal, als Motto des Putten-Frieses (gemalt 1543 von H. Bocksberger); ferner Schlettstadt, Rathaus (16. Jh.).
  3. Zugleich Wahlspruch des Markgrafen Joachim von Brandenburg (gest. 1600) und des Pfalzgrafen Johann Casimir (gest. 1580); vgl. Dielitz 50.
  4. Nach Horaz, Od. III, 2, 13 (vgl. Dielitz 78).
  5. Zur Person vgl. ADB 8 (1878) 596ff.; K. Obser, in: ZGO NF. 5 (1890) 212–242; W. Hahlweg, ebd. NF. 59 (1950) 38–114.
  6. Vgl. Rott, Baden-Durlach Abb. 28; zur Persönlichkeit Georg Friedrichs ebd. 66ff.

Nachweise

  1. J. M. Fritz, Über die Waffensammlung der Markgrafen und Großherzöge von Baden. In: Jahrb. d. Staatl. Kunstsammlungen in Baden-Württemberg 12 (1975) 88, Abb. 2.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 380 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0038006.