Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 270 Unterderdingen (Gem. Oberderdingen), ev. Pfarrkirche 1579

Beschreibung

Grabdenkmal des Sebastian Dreher d. J. Im Turmchor an der Nordwand. Aedikula aus gelbem Sandstein, die Rahmenleisten mit gedrehtem Zopf belegt, im Lünettengiebel Wappen mit Helmzier. Im Feld Kniefigur des Verstorbenen vor dem Kruzifix. In der Sockelzone siebenzeilige Inschrift.

Maße: H. 193, B. 89, Bu. 2,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. ANNO · 1579 · DEM · 28 · IANVARII · STARB DER / WOLGELERT · SEBASTIAN DREHER · DER WELT=/LICHEN RECHTEN STVDIOSVS · HER SEBASTI=/AN DREHERS AMPTMANS ZV DERDINGE(N) · VND / VRSVLA FESSLERI(N) · BAIDER EHLICHER SON · SEINS / ALTERS: 22 · IAR · DEM GOT DVRCH CHRISTVM · EIN / FROLICHE VFFERSTEHVNG VERLEIHE(N) WOLLE AME(N) · /

Wappen:
Dreher (Schenkenbecher über fünf Kugeln).

Kommentar

Der Verstorbene wurde 1574 an der Universität Tübingen immatrikuliert1. Dem frühverstorbenen Sohn setzte der Vater, Sebastian Dreher d. Ä. aus Leonberg (gest. 1582), Herrenalbischer Amtmann 1550–58 zu Münchingen und 1558–79 zu Derdingen, das Denkmal2. Es gehört zu einer Werkgruppe in Derdingen und Leonberg, deren Auftraggeber ebenfalls in Sebastian Dreher zu vermuten ist3. Aufgrund enger Gemeinsamkeiten dieser Denkmälergruppe mit einer Reihe von bürgerlichen Grabmälern in Leonberg – darunter auch das Grabdenkmal von Sebastian selbst – ist diese Werkstatt nach Leonberg zu lokalisieren und mit dem Bildhauer Jeremias Schwarz zu verbinden4.

Anmerkungen

  1. Hermelink 182, 34.
  2. Zur Familie (1545 in den Adelsstand erhoben) vgl. Deutsches Geschlechterbuch 170. Limburg a. d. L. 1975, 1–88; Pfeilsticker nrr. 3379, 2539.
  3. Vgl. nrr. 262, 271; ferner sein eigenes Grabmal in Leonberg, ev. Stadtkirche; Demmler 140, 168f. u. Taf. 16.
  4. Zur künstlerischen Zuordnung an diesen Meister vgl. Einleitung S. XXVIf.; nächstverwandt dessen „Werkgruppe der 1570er Jahre“, zu der im Bearbeitungsgebiet nrr. 255, 256, 267 gehören. – Die 1910 von Demmler ausgesprochene und neuerdings wiederholte Zuschreibung an Leonhard Baumhauer von Tübingen ist unbewiesen; vgl. Demmler 140, 168f.; Fleischhauer, Renaissance 132; Nuber a. a. O.

Nachweise

  1. OAB Maulbronn 199.
  2. Brandauer, Oberderdingen 189.
  3. A. H. Nuber, Leonhard Baumhauer u. seine Werke in Derdingen. In: Ostalb-Einhorn 13 (1966) 92ff.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 270 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0027005.