Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 258 Frauenalb (Gem. Schielberg), ehem. Benediktinerinnen-Klosterkirche St. Maria 1573?

Beschreibung

Grabstein einer Äbtissin, möglicherweise Katharina von Bettendorf. Im Südturm der Ruine, im Erdgeschoß an der Ostwand; ursprünglicher Standort unbekannt. In jüngerer Zeit aus zahlreichen Fragmenten zusammengesetzt, Zustand fragmentarisch (Buchstabenverlust durch Abspitzen der Inschriftleisten). Große hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien auf breiter Randleiste; im vertieften Feld Standfigur einer Äbtissin in flachem Relief; je zwei Ahnenwappen in Hüfthöhe und zu Füßen. Zahlreiche Brüche, der obere Abschluß fehlt ganz, innerhalb der Figur große Fehlstellen, Kopf, Pedum und Wappen abgeschlagen, von der unteren und linken Rahmenleiste nur schmale Streifen vorhanden; r. Schriftleiste beschädigt.

Maße: H. (Teilmaß) 178, B. 103, Bu. 11 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. . . . . . . . . . . / . . . Sampstag nach andrei den 5 decem[bri]s starb die Erwur[dig] / . . . . . . . . . Cata. . .a) / . . . . . . . . . . . . . /

Datum: 5. Dezember 1554?

Wappen:
unkenntlich.

Kommentar

Die Identifizierung ist schwierig, da auf die Äbtissin Scholastika Göler (gest. 1537)1 drei Äbtissinnen mit dem Vornamen Catharina folgten2. Als Anfang der r. Schriftleiste läßt sich mit einiger Mühe die Angabe des Todestags „Samstag nach Andreas“ entziffern; da glücklicherweise hinzugesetzt wurde, daß dieser Tag der 5. Dezember war, lassen sich nach Grotefends Aufstellung eine Reihe von Jahren errechnen, in denen beide Angaben zusammenfielen. Unter diesen insgesamt dreizehn möglichen Todesjahren paßt das Jahr 1573 zu der Äbtissin Katharina von Bettendorf, die schon 1554 die Äbtissinnenwürde erhielt3. Daher sei diese Verbindung versuchsweise hier vorgeschlagen, zumal die manieristisch starre Haltung und die übertrieben steile Ausbildung der Minuskelschrift stilistisch auf die zweite Jahrhunderthälfte hindeuten4.

Textkritischer Apparat

  1. Vermutlich als Cata(rin) zu ergänzen. In der folgenden Zeile sind nur noch die Füße der Buchstaben teilweise sichtbar, was keine gesicherte Ergänzung zuläßt.

Anmerkungen

  1. Vgl. nr. 172.
  2. Nach der von Gmelin und Obser nach den Urkunden zusammengestellten Äbtissinnenliste (vgl. ZGO AF. 23 (1871) 263ff.; ZGO NF. 33 (1918) 424ff.): Katharina von Remchingen (gest. 1550), Katharina von Wittstatt gen. Hagenbach (gest. 1554) und Katharina von Bettendorf (gest. 1573); es folgte Paula von Weitershausen (gest. 1609 in Pforzheim nach Aufhebung des Klosters und Vertreibung der Nonnen 1598).
  3. Obser, Frauenalb II 428; Krieger I 600.
  4. In der Formensprache sind verwandt: nrr. 199, 224.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 258 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0025809.