Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 253 Durlach (Stadt Karlsruhe), Rathaus 1571

Beschreibung

Bauinschrift des Bienleinstores. In der Eingangshalle an der Nordwand. Querrechteckige Platte aus rotem Sandstein, eng beschriftet mit zwei durch vertikale Ritzlinie geteilten Schriftblöcken. Die Tafel ist zusammen mit einer Inschrifttafel, datiert 1771 und 17741, und einer 1951 gefertigten Gedenkinschrift2 in eine Sandsteinrahmung eingefügt.

Maße: H. 58,5, B. 171, Bu. 3,8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

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Kommentar

Markgraf Karl II. von Baden-Durlach (1553–77) verlegte 1565 seine Residenz von Pforzheim nach Durlach und ließ bei dieser Gelegenheit die Stadttore erneuern. Das Bienleinstor im Westen des Mauerrings wurde nach Aussage der Inschrift 1571 neu erbaut. Die Inschrift von 1771 bzw. 1774 wurde anläßlich neuer Baumaßnahmen beigefügt. Beim Abriß des Tores im Jahre 1845 wurden beide Tafeln geborgen und im Rathaus aufgestellt; nach dem Wiederaufbau 1951 entstand die heutige Wandgestaltung.

Die gereimte Inschrift berichtet in ungewöhnlich ausführlicher Form über eine Teuerung und belegt die Aussage durch Preisangaben3. Die ehemals vergoldete Schrift ist eine sorgfältig gearbeitete Kapitalis mit offenem D und mandelförmigem O.

Anmerkungen

  1. Wortlaut vgl. KdmBaden IX 5, 56.
  2. Zugehörig sind die beiden unter dem Stichbogen angebrachten Wappenschilde: l. Stadtkreis Karlsruhe, r. Land Baden.
  3. Vergleichbare Inschriften nrr. 262, 288, 377.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 5, 54, 60.
  2. Sachs IV 141f.
  3. Gehres, Durlach 101f.
  4. Fecht, Durlach 656 Anm. 541.
  5. K. Steinmetz, Kleine Chronik von Durlach. Karlsruhe-Durlach 1933, 40.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 253 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0025304.