Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 243 Oberöwisheim (Stadt Kraichtal), ev. Pfarrkirche St. Mauritius 1569

Beschreibung

Grabdenkmal des Philipp Christoph von Helmstatt. In der Turmhalle (jetzt Chor), an der Nordwand. Aedikula aus gelbem Sandstein; die vor dem Kruzifix kniende, nach l. gewendete Figur des Ritters in Rundbogennische; an den Pfeilern zwei Wappen mit Helmzieren (r. zerstört); zwei Ahnenwappen in den Bogenzwickeln (abgearbeitet)1, zwei weitere in Kniehöhe. In der Gebälkzone Inschrifttafel (A); die Inschrift setzt sich in vier Zeilen im Bogenfeld der Nische fort (B). Im Giebelfeld Todesgenius. Die in den Raum ausgreifenden Teile abgeschlagen, Inschrift gut erhalten. Sockel fehlt.

Maße: H. 249, B. 117, Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    ALS · MAN · ZALT · NACH · DER · GEBVRT · CHRISTI / 1 · 5 · 6 · 9 · IAR · DEN · 7 · AVGVST(I)a) · ZO(R)NACHT · VMB · / · 10 · VR · IST · IN CHRISTO · ENTSTHLAFENb) · DER · EDEL / VND · VEST · PHILIPS · CHRISTOPFF · VON · HEL(M)ST · /AT ZNc) OBERNAYSENd) · SEINES · ALTERS · IM · 2 · 9 · / IARS · MIT · WAREM · GLAVBEN · AN · IESV · CHRIST(VM)e) / IN · GROSER · GEDVLT · WELCHER · SELEN · DER · AL·/MECHIGf) · VND · BARMHERCZIG · GOT · GNEDIG / · SEY · VND EIN FRÖLICHE · AFERSTEHVNG MIT · ALEN /

  2. B

    CHR(I)STg) · GLEIBIG / SELEN · VERLEYECH(E)N /VND · GEBEN · WOL / AMEN /

Wappen:
Helmstatt, unkenntlich (Stammheim?);
(Helmstatt)/(Hofwart von Kirchheim)/
Stock von Bechtolsheim/Rosenberg/

Kommentar

Der Verstorbene ist wohl identisch mit dem für 1567 belegten Faut und Oberamtmann zu Bruchsal, Christoph von Helmstatt2. Er entstammte der Oberöwisheimer Linie des Geschlechts; seine Eltern waren Johann von Helmstatt (gest. 1573) und dessen erste Gemahlin Elgen, geb. Hofwart von Kirchheim (gest. 1550)3; seine Gemahlin war Agatha von Stammheim.

Der im Fränkischen bereits in den 1540er Jahren verbreitete Typus des Epitaphs – kniender Stifter vor dem Kleinkruzifix – fand im Bearbeitungsgebiet und im angrenzenden Neckarschwaben erst in den 1570er Jahren Verbreitung4. Mit dem vorliegenden Denkmal begegnet dieser Typus zum ersten Mal in unserem Raum. Der Versuch einer perpektivischen Darstellung von Bildnische und Kreuz macht wahrscheinlich, daß der Künstler sich an den Werken Loy Herings orientierte5.

Textkritischer Apparat

  1. Kürzungsstrich über den letzten drei Buchstaben.
  2. Verschrieben für ENTSCHLAFEN.
  3. Verschrieben für ZV.
  4. Bisher nicht nachweisbare Bezeichnung für Oberöwisheim; verwandt die bei Krieger (461) angeführte Variante „Obern Eußheym“ (1533).
  5. Der Kürzungsstrich für -um nur über CHRIST(VM).
  6. Verschrieben für ALMECHTIG.
  7. CHRST mit Kürzungsstrich über RST; das S retrograd.

Anmerkungen

  1. Offenbar Zerstörung aus neuerer Zeit, denn Rott (1913) hat noch Reste dieser Wappen festgestellt.
  2. Krebs, Dienerbücher Speyer nr. 684.
  3. Vgl. nr. 194.
  4. Vgl. nr. 270.
  5. Vgl. P. Reindl, Loy Hering. Basel 1977, 86ff.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 2, 277.
  2. Feigenbutz, Kraichgau 191.
  3. H. E. Walter, in: 1200 Jahre Oberöwisheim. Ludwigsburg 1973, 237 u. Abb. S. 238.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 243 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0024308.