Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 236 Eggenstein (Gem. Eggenstein-Leopoldshafen), Privatbesitz 1557–1567

Beschreibung

Vier Ofenkacheln, vermutlich aus Schloß Mühlburg, um 1890 über dem Torbogen einer Scheune in Eggenstein eingelassen, 1966 beim Abbruch der Scheune geborgen1. Hochrechteckige Platten von annähernd gleicher Größe und gleicher Ausführung, Material gelblichweißer, oxidierend hart gebrannter Ton. Eine glatte Rahmenleiste umschließt jeweils eine Renaissance-Aedikula; im Mittelfeld männliche Figuren mit Beischriften sowie ein Wappen mit Beischrift.

Maße: H. 32–33, B. 19–21, Stärke 2,3–3,4, Bu. ca. 1 cm.

Schriftart(en): Kapitalis, erhaben.

I. Platte mit einem Herzog (?) von Jülich. Ritterfigur im Dreiviertelprofil nach rechts; zu Häupten Spruchband:

  1. H · VAN GVLIG 1566 /

II. Platte mit Wappen mit drei Helmen und Helmzieren, darüber kleine Inschrifttafel:

  1. GVLIG / 1566 /

 
Wappen:
Jülich-Kleve-Berg (fünffeldiger Schild).

III. Platte mit Figur Kaiser Maximilians II. Zu Häupten Spruchband (A), zu Füßen Kartusche (B):

  1. A

    MAXIMILIAN · II · KEISER /

  2. B

    1567 /

IV. Platte mit Figur eines Kurfürsten von der Pfalz (Ottheinrich?). Männliche Figur mit Reichsapfel und geschultertem Schwert. Zu Häupten Spruchband (A), geteilt; zu Füßen Kartusche (B):

  1. A

    PFALS / GRAF /

  2. B

    1557 /

Kommentar

Die Aufnahme der vorliegenden Ofenkacheln ist gerechtfertigt, weil sie als einzige Spolien des Schlosses Mühlberg besonderes Interesse verdienen und weil sie darüberhinaus nach ihrer Zweitverwendung an der Eggensteiner Scheune die Funktion einer Bauinschrift hatten. Wie D. Lutz nachweisen konnte, sind die Platten vermutlich einem in Köln tätigen Hafner namens Anton Wenendal zuzuweisen. Das Baumaterial der um 1890 errichteten Scheune soll von einem Hausabbruch aus Mühlburg (Stadt Karlsruhe) stammen. Schloß Mühlburg2, durch den Markgrafen Karl II. von Baden-Durlach (1553–77) im Jahre 1555 als Sommersitz errichtet, diente nach der Zerstörung von 1689 als willkommener Steinbruch für den Wiederaufbau zahlreicher Mühlburger Häuser im 18. Jahrhundert. Dabei wurden vermutlich die Ofenkacheln geborgen und an dem Mühlburger Haus vermauert, das seinerseits das Baumaterial für die Scheune lieferte.

Anmerkungen

  1. Im Besitz von Herrn Knobloch, Eggenstein.
  2. Baugeschichte in: KdmBaden IX 5, 168ff.

Nachweise

  1. D. Lutz, Vier tönerne Ofenplatten des 16. Jahrhunderts aus Eggenstein, Kreis Karlsruhe. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 2 (1973) 42–44, Abb. 1–4.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 236 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0023603.