Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 208 Neuenbürg (Stadt Kraichtal), kath. Pfarrkirche 1555

Beschreibung

Grabdenkmal der Maria Salome von Remchingen geb. Hofwart von Kirchheim. Im Chor an der Nordwand. Aedikula aus graugelbem Sandstein mit Figur der Verstorbenen in flachem Relief; im Giebelfeld Todesgenius, umzogen von Umschrift A auf der Archivolte; in der Gebälkzone zwei Putten mit Grabschrift B; auf den Rahmenpilastern je vier Ahnenwappen mit Helmzieren und Beischriften auf rechteckigen Täfelchen. Sockel fehlt.

Maße: H. 278, B. 135, Bu. 2,5 u. 2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    HILF · GOTT · IN · VNSSER · LECHSTENN · NOT · AMEN · /

  2. B

    VFF · MONTAG · SNTa) · MARGRETA · TAG / ALS · MAN · ZALT · 1555 · IST · IN / GOTT · VESCHIEDEN · DIE · EDELE / VND · DVGENTSAME · FRAW · MARIA / SALOME · VON · REMCHINGEN · GE/BORNE · HOFFVARTTHIN · VON / KIRCHEN · DES · EDLEN · VND / VESTEN · HANS · IACOBEN · VON / REMCHINGENS · HAVS · FRAW / DER · SELL · GOTT · GNEDIG · VND / BARMHERCZIG · SEIN · WOLL / AMEN /

Datum: 15. Juli.

         
Wappenbeischriften:
HOFWART · V(ON) / KIRCHEN/ ROSSSEN=/BERG. /
HOHEN=/BVRCK /1) RIEDERN. /
WASSTAIN /2) MARSCHSCH=/ALCK ZV · BAP/ENNHEIM · /
DIE HVRTEN / V(ON) / SCHVARCZ/EN͜N͜BVRG · /3)
SCHENECK /

Kommentar Die Verstorbene war eine Tochter des Hans Hofwart von Kirchheim (gest. 1522) und seiner zweiten Gemahlin Kunigunde von Rosenberg (gest. 1545)4. Die Herren von Remchingen waren seit 1331 in Neuenbürg begütert5. Die Schrift ist eine Kapitalis mit durchgängig retrograd verwendetem N und enger Stellung der Buchstaben. Das Schriftbild wie auch der Stil und die Ausbildung von Architektur, Ornament und Figuren stimmen mit einem Grabmal aus Lambsheim (Kr. Frankenthal), heute Speyer, Historisches Museum der Pfalz, überein, das die Signatur des Jost Neibeck von Sickingen trägt6. Daher ist die Autorschaft dieses – mit verschiedenen Grabmälern im Kraichgau vertretenen – Meisters auch hier anzunehmen; der verlorene Sockel enthielt vermutlich die Bildhauer-Signatur7.

Textkritischer Apparat

  1. So für sanct.

Anmerkungen

  1. Puller von Hohenberg.
  2. Wasigenstein (Unterelsaß).
  3. Schwarzenberg (Reichsgrafen u. Fürsten).
  4. Vgl. nrr. 183, 184. – Zur Genealogie vgl. Humbracht Taf. 155.
  5. Krieger II 307.
  6. KdmBayern, Pfalz VIII (Frankenthal) 352 u. Abb. 278.
  7. Durch die Signatur für den Meister gesicherte Grabdenkmäler in Ladenburg (Rhein-Neckar-Kreis) und Ochsenburg (Kr. Heilbronn); vgl. DI. XVI (Mannheim, Sinsheim) nr. 121. Im Bearbeitungsgebiet vgl. nr. 205, 211; 213, 214, 237 sowie Einleitung S. XXVI.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 2, 256 u. Abb. 104.
  2. Stocker, Bruchsal 98.
  3. Stocker, Münzesheim 60.
  4. J. Rüdiger, in: Aus Bruhrain u. Kraichgau 1930, nr. 1, 4.
  5. H. Kahle, Studien z. mittelrheinischen Plastik des 16. Jahrhunderts. Diss. phil. Bonn 1939, 88f.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 208 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0020809.