Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 202 Bretten, Melanchthon-Museum 1553

Beschreibung

Wappenscheibe des Georg Schwartzerdt d. J. Im Schauraum des Museums; bezeugt 1805 im „alten reformierten Pfarrhaus“, 1913 in der ev. Stadtkirche (Bachkapelle); ursprüngliche Bestimmung unbekannt. Rundscheibe mit Wappen und Helmzier; auf dem Randstreifen Umschrift. Drei Teilstücke, in Blei gefaßt.

Maße: Dm. 16,8, Bu. 0,8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. JORG / SCHWARXERD · DER · / IVNER · 1553 · /

Wappen:
Schwartzerdt.

Kommentar

Georg, typischer Vertreter des kurpfälzischen „Beamtenpatriziats“1 im 16. Jahrhundert, war der jüngere Bruder des Reformators Philipp Melanchthon (Schwartzerdt). Er studierte wie dieser in Tübingen, strebte aber keinen akademischen Grad an, sondern übernahm 1518 in Bretten den Textilhandel seines Großvaters Hans Reuter. Er war Mitglied des Gerichts und Rats, 1540/41 Bürgermeister, 1545–1562/63 Schultheiß und Keller2. Seine Bedeutung für Bretten liegt nicht nur in seiner öffentlichen Wirksamkeit im Dienst seiner Vaterstadt, sondern auch in seiner Eigenschaft als Chronist der Ereignisse der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts3. Sein Todesjahr ist nicht bekannt.

Das vorliegende Wappen wurde um 1495 durch Kaiser Maximilian I. an Georgs Vater, den kurpfälzischen Rüst- und Büchsenmeister Georg Schwartzerdt d. Ä. (gest. 1508), verliehen; es wurde von weiteren Angehörigen der Familie geführt, nicht aber von Philipp Melanchthon4.

Anmerkungen

  1. Zu diesem Begriff vgl. Press, Calvinismus 27ff.; Schäfer, Geschichte Bretten 242.
  2. Zur Person vgl. ADB 33 (1891) 216f.; Nik. Müller a. a. O.; Schäfer, Geschichte Bretten 240ff. (mit Zitat der älteren Literatur).
  3. Georg ist als Verfasser von drei Chroniken und mehreren Gedichten schriftstellerisch hervorgetreten. Abdruck der Chroniken zuletzt bei Schäfer, Quellenbuch Bretten 165, 223ff., 245ff., 259ff.
  4. Das Wappen ebenfalls auf einer 1595 datierten Wappenscheibe im Rathaus zu Weißenburg im Elsaß, wo Georgs gleichnamiger Sohn Bürgermeister war; vgl. Hertzog, Chronicon Alsatiae 230; Nik. Müller a. a. O. 27. – Melanchthon führte eine am Kreuz erhöhte Schlange in blauem Feld im Wappen.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 1, 20.
  2. Andreae, Bretten 20.
  3. Wickenburg I 24.
  4. Gehres, Bretten 282.
  5. Nik. Müller, Georg Schwartzerdt. Leipzig 1908, 27.
  6. W. G. Gaerttner, Bilder aus der Geschichte der Stadt Bretten. Bretten 1919, 26.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 202 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0020207.