Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 189 Sickingen (Gem. Oberderdingen), kath. Pfarrkirche St. Magdalena 1547

Beschreibung

Grabdenkmal des Hans von Sickingen. Im Chor an der Südwand. Standfigur des Verstorbenen in Stichbogennische, die von kastenartiger Rahmung umfangen wird. Material graugelber Sandstein, grau gefaßt. Zu Häupten des Ritters Helm mit Federbusch, flankiert von kleinem Stechhelm und Wappenschild. Auf der horizontalen Rahmenleiste Spruch (A), eingfaßt von zwei Medaillons mit Kopf und Totenschädel. Auf den seitlichen Rahmenleisten jeweils vierfache Ahnenprobe mit Beischriften. Bekrönung durch Kranzgesims und Lünettengiebel mit Büste eines nackten, bärtigen Mannes (Chronos?). Zugehörig die links neben dem Denkmal eingelassene Inschrifttafel (B); sie könnte sich ehemals in der Sockelzone des heute sockellosen Denkmals befunden haben. Im Schriftfeld unten Helmzier und Wappen in Ritzzeichnung.

Maße: H. (Denkmal) ca. 350, B. 160, Bu. 3,5–4 cm; H. (Schrifttafel) 72,5, B. 137, Bu. 2,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    · BEDENCK · /// · DAS · ENDE · /

  2. B

    HIE LIEGT DER EDELL VND ERNFEST HANS / VO(N) SICKING etc. DER KEYSER CAROLEN DE(N) FV(N)FFT / A(N)DERN CHVR V(N)D FVRSTEN ALS OBERSTER AVCH / HAVBTMAN VBER REYSIG V(N)D FVSS FOLCK IN / KRIEGSZEIT VILL MOLL TREVLICH V(N)D EHER / LICH GEDIENT · V(N)D IST A(NN)O · 1547 · DE(N) · 25 · IANVARII / SEINES ALTERS IM · 45 · IOR · IN GOTT CRISTLICH / VERSCHEIDT DER ALLMECHTICK SEY / IM EWIGLICH BARMHERZICK · / AMEN /

 
Wappen:
Sickingen; Sickingen (Schrifttafel).
       
Wappen mit Beischriften:
SICKINGEN FLERSCHEIM
HOENBERG KRANICH VO(N) / KIERCHEIM
SIEN RANDECK
BOSS VO(N) WALDECK ENGISS1)

Kommentar

Der Verstorbene (geb. um 1501), zweiter Sohn des Franz I. von Sickingen (gest. 1523) und der Hedwig von Flersheim (gest. 1515), starb unverheiratet. Er zeichnet sich als Kriegsheld in pfälzischen und kaiserlichen Diensten auf verschiedenen Kriegsschauplätzen – so in Preußen, Italien und den Niederlanden – aus, bis er 1542 anläßlich der Rehabilitierung der Kinder Franz von Sickingens sein Erbteil Ebernburg, Landstuhl und Sien zurückerhielt und Amtmann in Wolfstein (Kr. Kusel) wurde2. Er begann den Wiederaufbau des Stammschlosses zu Sickingen3.

Das Grabmal ist von der gleichen Hand wie die Denkmäler für Lucia von Sickingen geb. von Andlau in Sickingen4, für Franz I. von Sickingen in Landstuhl5 und für den kaiserlichen Feldmarschall Johann Hilchen von Lorch in Lorch (Rheingau)6. Zu der Werkstatt, die wahrscheinlich für den Heidelberger Hof tätig war, vgl. das in der Einleitung S. XXVf. Gesagte. Typisch für die hervorragend gestaltete, breit proportionierte Renaissance-Schrift mit einzelnen überhöhten Anfangsbuchstaben ist die Häufung von Kürzungen durch Ligaturen und Enklaven7.

Anmerkungen

  1. Engaß. – Vgl. die Ahnenprobe bei nr. 219.
  2. Zur Person vgl.: Die Flersheimer Chronik, hrsg. v. O. Waltz, Leipzig 1874, 100ff.; J. Hüll, Franz von Sickingens Nachkommen. Ludwigshafen 1886, 23ff.; Schottenloher, 2 (1935) nr. 20010ff., 5 (1939) nr. 49329ff., 7 (1966) nr. 58243ff.
  3. Vgl. nr. 219.
  4. Vgl. nr. 190.
  5. Das Landstuhler Denkmal ist erst nach 1542 – also vermutlich gleichzeitig mit den beiden Grabmälern in Sickingen und wie diese im Auftrag der Söhne Franz von Sickingens – entstanden; vgl. KdmBayern, Pfalz IX (Krs. Kaiserslautern) 278, Abb. 191.
  6. Datiert 1550; vgl. KdmHessen, Rheingaukreis 256f., Abb. 647.
  7. M mit schräggestellten Schäften, I durchgehend mit i-Punkt.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 1, 141f., Taf. XII.
  2. Feigenbutz, Kraichgau 220.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 189 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0018906.