Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 167 Rüppurr (Stadt Karlsruhe), kath. Nikolauskirche 1533

Beschreibung

Herz-Grabmal des Wormser Bischofs Reinhard von Rüppurr. In der Turmvorhalle an der Nordwand; bis zur Renovierung 1971/76 vor dem Hauptaltar im Boden1. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit schmaler Randleiste; im Feld Inschrift, in zwei Blöcken angeordnet: oben (A), darunter kleine Tabula ansata mit einem Herz in Flachrelief, unten (B). Oberfläche abgetreten, Rand links fehlt, an der linken Langseite Ausbesserungen mit Zement, r. u. Ecke ausgebrochen.

Maße: H. 132,5, B. 72, Bu. 5,8–6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Anneliese Seeliger-Zeiss) [1/1]

  1. A

    [TE]GIT · HOC · SAX/VM · COR · ET · VITA/[L]IA · REVERENDI · IN / CHRISTO · PATRIS / [E]T · DOMINI · D(OMI)NI / [R]EINHARDI · A RI/[P]VR EPISCOPI / [VO]RMACIEN[SIS] /

  2. B

    [CO]R CONTRITVM / [ET] HVMILIATVM D[EVS] / NON DESPICI[ES]2) /

Übersetzung:

Dieser Stein deckt Herz und Eingeweide des ehrwürdigen Vaters und Herrn in Christo, Herrn Reinhards von Rüppurr, Bischofs von Worms.

Ein geängstet und zerschlagen Herz wirst du, Gott, nicht verachten.

Kommentar

Zur Person des Verstorbenen vgl. die vorangegangene nr. 166. Die Sitte, die vor der Einbalsamierung des Verstorbenen entfernten Organe an einem von der eigentlichen Begräbnisstätte entfernten Ort zu bestatten, war bei hochgestellten Persönlichkeiten schon im Mittelalter üblich3. Die Ruhestatt des Herzens war meist ein vom Verstorbenen zu Lebzeiten bestimmter Lieblingsort, im vorliegenden Fall die Schloßkapelle des Stammsitzes Rüppurr, wo der Bischof verstorben ist; sein Leib ruht im Wormser Dom.

Die Inschrift ist in einer ausgesprochen klassisch wirkenden Renaissance-Kapitalis ausgeführt. Die offene Bildung des D und die breite Proportionierung der Buchstaben entsprechen der ausgereiften Form dieser Schrift.

Anmerkungen

  1. Ursprünglich im mittelalterlichen Vorgängerbau der 1776 neu erbauten Kirche; zur Baugeschichte vgl. KdmBaden IX 5, 179f.
  2. Ps. 50, 19.
  3. Zu solchen „Herz-Monumenten“ vgl. E. Panofsky, Grabplastik. Köln 1964, 87f.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 5, 112, 180.
  2. Stocker, Schematismus 130.
  3. Naeher, Umgebung Karlsruhe 96.
  4. G. Rommel, in: So weit der Turmberg grüßt 8 (1956) Nr. 6, 79.
  5. B. Weiß, ebd. 13 (1961) Nr. 3, 34f.
  6. E. Schulz, in: 200 Jahre Nikolauskirche Karlsruhe-Rüppurr. Karlsruhe-Rüppurr 1976, 23.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 167 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0016703.