Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 146 Gottesau (Stadt Karlsruhe), Schloß 1519

Beschreibung

Grabstein des Heinrich Blijß (Bleuß, Bleiß). 1979 im nördlichen Teil des Schlosses aufgedeckt1; ehemals vermutlich in der Klosterkirche oder einem angrenzenden Bestattungsbereich. Rechteckplatte aus gelbem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien; im Feld unten Allianzwappen (Ritzzeichnung).

Maße: H. 201, B. 103, Bu. 8,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. Anno · d(omi)ni · 1519 · / In · vigilia · Mathei · Obijt · heinricus / · Natus · heinrici · / Blijßa) · Cellarij · Durlaceni · c(uius) · a(n)i(m)a · cu(m) · s(an)ctisb) /

Übersetzung:

Im Jahr 1519 am Vorabend des St. Matthäus(-Tages) starb Heinrich, geboren (als Sohn) des Heinrich Blijß, Kellers zu Durlach, dessen Seele mit den Heiligen …

Datum: 20. September.

Wappen:
Blijß (Handwerkszeichen: zwei gekreuzte Geräte, Ruder oder Spaten und Gabel?); unbekannt (Buchstabe W auf Dreiberg). Helmzier: Büffelhörner.

Kommentar

Ein Heinrich Bleuß, Schultheiß zu Durlach, schloß 1524 mit dem Abt Johannes Trigel von Gottesau einen Vertrag über seine Aufnahme als Pensionär im Kloster2. Vermutlich ist der Verstorbene ein Sohn dieses in der Grabschrift als Keller (Verwalter) angesprochenen Durlacher Bürgers. Der Name kommt auch in der Schreibung „Bleiß“ im Einwohnerverzeichnis der Stadt (1532ff.) vor3.

Die kräftig strukturierte Minuskel verwendet Versalien mit schleifenförmigen Zierformen4.

Textkritischer Apparat

  1. Lesung nicht eindeutig: die Konsonanten Bl und ß sind klar erkennbar; der Vokal in der Wortmitte ist in Analogie zur Endung des folgenden Wortes als ij zu lesen.
  2. Zu ergänzen: sit oder requiescat.

Anmerkungen

  1. In Zweitverwendung in einem vermutlich seit dem späten 16. Jahrhundert als Sakralraum genutzten, kryptenartigen Raum des Schlosses; vgl. Grabungsakten im Staatl. Amt f. Denkmalpflege, Außenstelle Karlsruhe. Zusammen mit zwei anderen Grabplatten (nrr. 81, 160) im Estrich eingelassen; von W nach O der Länge nach aufgereiht; die vorliegende Platte war die westlichste. – Vgl. auch nr. 11.
  2. Fecht, Durlach 218.
  3. Ebd. 603.
  4. Oberlängen gespalten, i mit i-Punkt, r in gebrochener und runder Form, Worttrennung durch Paragraphenpunkte.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 146 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0014604.