Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 128 Kürnbach, ev. Pfarrkirche St. Michael 1501

Beschreibung

Bauinschrift von Michel Byhell und Iacob Renhart auf einem Schlußstein des Chorgewölbes. Das Stern-Netz-Gewölbe trägt fünf Schlußsteine in der Mittelachse1 sowie zwei Schlußsteine an Rippenverschneidungen nördlich der Achse; von letzteren ist der östliche mit einem Schild mit dem Steinmetzzeichen nr. 6 in Blau belegt2; auf dem westlichen Schlußstein nördlich der Achse zwei Wappenschilde und mehrfach gewundenes Spruchband, dessen Text auf dem r. (östlichen) Schild fortgeführt ist. Material: roter Sandstein, farbig gefaßt.

Maße: H. ca. 40, B. ca. 50, Bu. ca. 3–4 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. Michel · byhella) · ig · bin / maister / · gewessen / · an · / dissem / · gotes · husz · vnd /

(auf dem r. Schild)

  1. iacob · re(n)hart / 1 5 0 1b) /

 
Wappen:
Beil und Hammer gekreuzt, auf rotem Grund; Ortswappen Kürnbach (Gansfuß in Grün).

Kommentar Die Inschrift meldet die Vollendung des 1499 begonnenen Neubaues der Pfarrkirche3. Für den Chor war der Deutsche Orden baupflichtig, da das Patronatsrecht seit 1297 der Deutschordenskommende Heilbronn übertragen war4. Auf dieses Rechteverhältnis weisen die Wappen des Hartmann von Stockheim (Deutschmeister 1499–1510)5 und des Georg Graf von Henneberg (Komthur zu Heilbronn und Prozelten, 1483ff. zu Mergentheim; gest. 1508)6 hin. Ob es sich bei den in der Inschrift genannten Personen um die ausführenden Bauhandwerker oder um die vom Deutschen Orden bestellten Pfleger handelt, bleibt offen.

Textkritischer Apparat

  1. Rott (KdmBaden IX 1, 90) liest: Bubell. Ihm folgen: Dehio-Piel 269; Lacroix-Niester 301.
  2. Schrift, Figur des Ortswappens und Jahreszahl im Schild um 90° gedreht; die Ziffer 5 in der alten gotischen Form.

Anmerkungen

  1. Vom Chorhaupt aus: St. Michael, Muttergottes, Wappen von Henneberg, Wappen von Stockheim, Wappen ungedeutet (drei Scheren).
  2. Dasselbe Zeichen 1488 an der Pfarrkirche Ostelsheim (Kr. Calw), 1490 am Chorgewölbe von St. Peter zu Vaihingen, 1527 an der Kirche zu Mössingen (Kr. Tübingen), stets im Schild; als Steinmetzzeichen ohne Schild häufig nachweisbar; vgl. Klemm, in: Württ. Viertelj. Hefte 1882, 134.
  3. Vgl. nr. 105.
  4. Becker, Kürnbach 36, 110, 126; H. H. Hofmann, Der Staat des Deutschmeisters. München 1964 (Studien z. bayerischen Verfassungs- u. Sozialgesch. III) 467.
  5. Sein Grabmal auf Schloß Horneck (Gem. Gundelsheim, Kr. Heilbronn) erhalten. Zum Deutschorden im Kraichgau vgl. H. Köllenberger, Der Deutsche Ritterorden im Westteil der Ballei Franken bis zur Reformation. Bd. 1, 2. Diss. Heidelberg 1951 (Masch.), 198; Hofmann a. a. O. 385.
  6. Köllenberger a. a. O. 201.

Nachweise

  1. KdmHessen, Kr. Wimpfen 310.
  2. KdmBaden IX 1, 90.
  3. Lacroix-Niester 301.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 128 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0012806.