Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 101 Kürnbach, ev. Pfarrkirche St. Michael 1497 (u. 1507)

Beschreibung

Grabmal des Georg I. von Sternenfels und der Agnes geb. Böcklin von Eutingertal. Im Chor, Südwand; früher im Langhaus, Nordwand. Rechteckige Deckplatte eines Hochgrabes aus hellgrauem Sandstein (Unterbau verloren); die nach außen gerichtete Grabschrift der Frau (A) läuft auf dem schräg angelegten Rand um, unterbrochen durch je ein Wappen an den Ecken und in der Mitte der Langseiten; im Feld Allianzwappen in Relief und Schriftfeld B, dessen Zeilen parallel zu den Langseiten verlaufen.

Maße: H. 194, B. 92, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    Anno d(omi)ni M° / c°c°c°c°a) xcvii vff dorstag / nach sa(nc)t dionisii sta(r)b / die ersam fraw / agnes bockli(n) vo(n) jtin-/gertal de(r) sele got gnad /

  2. B

    An(n)o d(omi)ni M° c°c°c°c°〈c° / 7b) · Vf · sa(ms)tag nAch · kAth/e(r)in(en) · dA(g) ·〉 starb de(r) vest / iorg vo(n) ste(r)ne(n)velß / de(r) sele got gnad /

Datum: 13. Oktober, 27. November.

Wappen:
Böcklin von Eutingertal; Sternenfels.
Habsberg/Massenbach/
Gültlingen/Nippenburg/
Venningen (od. Heimerdingen/
Remchingen?)/

Kommentar

Der württembergische Rat und Lehenrichter Georg I. von Sternenfels war ein Sohn von Reinhart III. (gest. nach 1483) und Anna geb. von Nippenburg1. Seine Gemahlin entstammte dem bei Eutingen (Kr. Freudenstadt) ansässigen Geschlecht der Böcklin; ihre Eltern waren vermutlich Wilhelm Böcklin und Agnes geb. von Gültlingen (gest. 1494)2.

Das vorzüglich erhaltene Denkmal ist bemerkenswert einmal durch die sorgfältige Ausführung von Schrift und Wappenzier, zum anderen durch die Wahl des Hochgrabs als eines repräsentativen Grabmaltypus, der im Auftraggeberkreis des Kraichgauer Adels kaum vertreten ist3. Die Entstehung bald nach 1497, Todesjahr der Frau, kann als sicher angesehen werden, da die Todesdaten des Mannes offensichtlich nachträglich eingefügt wurden.

Textkritischer Apparat

  1. Der Steinmetz hat irrtümlich über jedem c der römischen Jahreszahl das kleine o als Kürzung für die Ordnungszahl eingefügt, ebenso bei (B).
  2. Das Todesdatum ist deutlich als späterer Eintrag zu erkennen; er beginnt mit dem letzten c der Jahreszahl und endet mit dem gekürzten Wort dag; Schreibung unsicher, Großschreibung mitten im Wort unmotiviert. – Das Todesjahr 1507 wird durch die Nachricht bestätigt, daß die Kinder des Georg 1508 ihre Güter an Wilhelm von Sternenfels verkauften, der Vater also schon tot war; vgl. Becker, Kürnbach 129f.

Anmerkungen

  1. Vgl. nr. 85. Zur Genealogie vgl. R. Rau, Beitr. z. Geschichte der Herren von Nippenburg. In: Ludwisgburger Gbll. 23 (1971) 7ff.
  2. Der Grabstein der Mutter mit den Wappen Gültlingen und Böcklin ist in Ochsenburg (Gem. Burgbronn, Kr. Heilbronn) erhalten. Der Taufstein ebd., datiert 1478, weist Georg und Agnes durch das Allianzwappen Sternenfels/Böcklin als Stifter aus.
  3. Zu den Beispielen aus dem 14. Jahrhundert vgl. Seeliger-Zeiss, Rittergrabmäler 137ff. Ein vereinzeltes Beispiel des 15. Jahrhunderts in Ladenburg; vgl. DI. XVI (Mannheim, Sinsheim) nr. 58. – Ferner vgl. nr. 11.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 1, 94f.
  2. KdmHessen, Amt Starkenburg, Kr. Wimpfen 312.
  3. Klunzinger, Zabergäu II 215.
  4. Becker, Kürnbach 30, 120f.
  5. Pfaff, Heidelberg 360.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 101 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0010105.