Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 95 Ettlingen, Marktplatz bzw. Albgau-Museum 1494

Beschreibung

Marktbrunnen mit Figur des hl. Georg. Ehemals in der Achse der Marktstraße beim Ausgang der Entengasse, 1872 Neuaufstellung vor dem Rathaus. Bald darauf wurde der Brunnen durch einen grußeisernen Brunnen mit Figur der Justitia ersetzt; der Brunnenstock mit Georgsfigur gelangte in die Rathausvorhalle. 1954 Wiederaufrichtung an der alten Stelle vor dem Rathaus. Figur durch Kopie ersetzt, gleichzeitig Erneuerung des oberen Teils des Brunnenstocks; Originalfigur seitdem im Albgau-Museum1. Material (Original) hellgrauer Sandstein. Zweiteiliger Pfeiler, über achteckigem Säulenstück mit den Brunnenröhren Pfeiler mit vier hochrechteckigen Feldern; die darin eingehauene Inschrift umlaufend (Beginn Südseite); an der Rückseite Steinmetzzeichen nr. 5; darüber je ein Wappenschild (zwei Schilde jeweils einander zugeneigt). Als Bekrönung Figur eines Ritters mit Drachen als Attribut.

Maße: H. (gesamt) ca. 450, (Pfeiler mit Inschrift) ca. 100, B. (Pfeiler) ca. 40, Bu. ca. 5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. anno · / dom(in)j / · 1 · 4 · 9 · 4 ·a) /

Wappen:
Stadt Ettlingen, Oesterreich, Baden-Sponheim (geviert), Baden-Bistum Trier (geviert).

Kommentar

Die Wappen sind vermutlich als Stifterwappen zu interpretieren. Abgesehen von dem Ettlinger Stadtwappen lassen sie sich mit folgenden Personen verbinden: Markgräfin Katharina von Baden geb. Erzherzogin von Oesterreich (gest. 1493), ihr Sohn Markgraf Christoph I. (1475–1527) und Markgraf Johann II. Erzbischof von Trier (gest. 1503)2. Die Wahl des Ritterheiligen als Brunnenfigur erklärt sich möglicherweise aus den engen Beziehungen des Markgrafen Christoph zu seinem Vetter, Kaiser Maximilian I., und dem von den Habsburgern geförderten St. Georgs-Ritterorden3. – Das Steinmetzzeichen nr. 5 ebenfalls am Chorgewölbe der evang. Kirche zu Roßwag (Gem. Vaihingen/Enz, Kr. Ludwigsburg; mit Meisterschild, 1497).

Textkritischer Apparat

  1. Ziffer 4 in der gotischen, gestürzten Form.

Anmerkungen

  1. Heute im Foyer des Asam-Saales rechts vom Eingang als Gegenstück zu der Figur des Narrenbrunnens (vgl. nr. 192) aufgestellt.
  2. Zu den Personen vgl. Sachs II 503f., 533ff.; III 1ff.; NDB 3 (1957) 243. – Die von Wulzinger vorgeschlagene Identifizierung des Bischofswappens mit demjenigen des Markgrafen Friedrich IV. Bischofs von Utrecht (gest. 1517) scheidet aus, da dieser erst 1498 das dortige Bischofsamt erhielt.
  3. Vgl. das im Kommentar zu nr. 100 Gesagte.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 3, 65.
  2. B. Bender, in: Mein Heimatland 11 (1924) 130ff.
  3. K. Wulzinger, in: Ettlingen einst und jetzt. Karlsruhe, Ettlingen 1927, 12ff.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 95 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0009500.