Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 87 Odenheim (Stadt Östringen), Stifterhof 1486 (u. 1502)

Beschreibung

Wappensteine des Abtes Christoph von Nippenburg (?), ehemals im Benediktinerkloster Odenheim, als Spolien im Bereich des Stifterhofs.

I. An der westlichen Giebelseite des westlich vom ehemaligen Klostertor gelegenen Wohngebäudes; ehemals an einem Stallgebäude im nördlichen Teil des Klosters1. Hochrechteckige Platte aus gelbem Sandstein, oben Wasserschlaggesims; im Feld Wappen, kombiniert mit senkrecht stehendem Abtsstab; darüber Jahreszahl, geteilt durch die Stabkrümme.

Maße: H. 50, B. 30 cm.

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Wappen:
Nippenburg.

II. Ehemals in der sog. Prälatenkapelle östlich der Klosterkirche2, „vornen über dem Altar“ in die Mauer eingesetzt3; beim Abriß der Klostergebäude um 1820/30 zerstört. Hochrechteckiger Stein mit Wappenschild, bekrönt von einer Inful, oben Jahreszahl, unten links Steinmetzzeichen nr. 7; im Schild Wappen mit Abtsstab wie bei I. Überliefert durch eine 1794 datierte Zeichnung4.

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Wappen:
Nippenburg.

Kommentar Stein II bezieht sich eindeutig auf den letzten Abt und späteren Propst Christoph von Nippenburg (gest. 1503), dessen Grabstein bezeugt ist5. Da dieser Abt erst 1491 als Nachfolger des Christoph von Angelloch (angeblich 1487–1491) amtiert haben soll, ist die Zuweisung von Stein I aufgrund des Datums 1486 strittig6. Da die Jahreszahl gut erhalten ist und keine andere Lesung in Frage kommt, kann der vorliegende Stein die bisher durch die Schriftquellen nur lückenhaft überlieferte und in sich widersprüchliche Abtsliste des Klosters ergänzen: entweder bezieht sich das Wappen auf einen bisher nicht belegten Abt aus der Familie der Nippenburg, der zwischen 14797 und 1487 dem Kloster vorstand, oder der von Remling8 herangezogene Abt Christoph von Angelloch ist in Wirklichkeit mit Christoph von Nippenburg identisch und hatte nicht erst ab 1491, sondern spätestens ab 1486 die Abtswürde inne9.

Textkritischer Apparat

  1. Die Ziffer 4 in gestürzter Form.
  2. Die Ziffer 5 in gotischer Schreibweise.

Anmerkungen

  1. GLA Hs. 65/11604 fol. 186v. (Kollektaneen des Pfarrers Breunig, vor 1803); GLA Hs. 65/11621 fol. 138 mit Zeichnung des Steins, datiert 1794; die Jahreszahl hier unter dem Wappen.
  2. Baugeschichte vgl. KdmBaden IX 2, 288ff. Über die Entstehungszeit der separat neben der Klosterkirche stehenden Kapelle ist keine Klarheit zu gewinnen. Vielleicht bezeichnet der Stein den Abt als Bauherrn.
  3. GLA Hs. 65/11604 fol. 196; Breunig las die Jahreszahl falsch als „1402“.
  4. GLA HS. 65/11621 fol. 138.
  5. Vgl. nr. 94.
  6. Zur Abtsliste des Klosters vgl. H. Schwarzmaier, in: Germania Benedictina V, 469 (mit ausführlichem Verzeichnis der Literatur).
  7. Abt Ulrich von Finsterlohe; vgl. nr. 77.
  8. Remling II 188f.; ebenso Schwarzmaier a. a. O. 469. Dagegen hat schon F. Gehrig den Abt Christoph von Angelloch aus der Abtsliste gestrichen; vgl. Kraichgau I (1968) 117f.
  9. Im Bereich des Stifterhofs haben sich weitere Wappensteine ohne Inschrift und Jahreszahl erhalten; sie beziehen sich auf die Äbte Dietrich von Helmstatt (1377–1395), Dieter von Venningen (1403–1412), Dietrich von Angelloch (1425–1442); vgl. GLA Hs. 65/11621 fol. 138; 65/11604 fol. 186v. (alte Standortangaben); KdmBaden IX 2, 288f. Ein weiterer Wappenstein mit Bauinschrift heute Odenheim, Gasthof „Stern“; vgl. nr. 77.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 2, 288.
  2. GLA Karlsruhe Hs. 65/11604 fol. 186v., 196; Hs. 65/11621 (Joh. Bapt. Breunig, Geschichte der Grafschaft Odenheim …, ungedrucktes Ms. 1803) fol. 138.
  3. Naeher, Kraichgau Bl. 7.
  4. F. Gehrig, in: Kraichgau I (1968) 117.
  5. H. Schwarzmaier, in: Germania Benedictina V 471.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 87 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0008700.