Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 40 Bruchsal, kath. Stadtkirche U. L. Frau 1447

Beschreibung

Bauinschrift des Chores, eingehauen in einen Quader aus rotem Sandstein am nördlichen Chorstrebepfeiler; beschriftet sind die nach S gewandte Seite des Quaders (A) sowie die Stirnseite (B). Oberhalb vom Kaffgesims spätgotisches Tabernakel mit Muttergottes; am Sockel zwei Wappen. Unter A Steinmetzzeichen nr. 1.

Maße: H. 61, B. 35 (A), 77 (B), Bu. ca. 5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    h(uius) · structure · / structorem · sci / · tote · fuisse · ma/.gistru(m) · laure(n)tiu(m) /

  2. B

    + anno · sanctissi(m)e · incarna=/.cionis · d(omi)ni · M° · CCCC° · xlvii° · / · die · sabbati · xxvii · mensis · / · maij · inchoatus · e(st) · chorus · / · iste Sub Reuer (endiss)i(m)o · d(omi)no · d(omi)no · / Reinhardo · Ep(iscop)o · Spiren(sis) · ET · / · wip(er)to de · helmstat ei(us) aduocato · /

Übersetzung:

Wisset, daß der Baumeister dieses Baues Meister Lorenz war.

Im Jahr der heiligsten Menschwerdung des Herrn 1447 am Samstag, dem 27. Tag des Monats Mai, ist dieser Chor angefangen worden unter dem Hochwürdigsten Herrn, Herrn Reinhard Bischof von Speyer und Wipert von Helmstatt, seinem Vogt.

Wappen:
Bistum Speyer; Helmstatt.

Kommentar

Die Inschrift bezeugt den Baubeginn der heutigen spätgotischen Kirche unter Bischof Reinhard von Helmstatt (1438–1456)1; neben diesem wird Wipert von Helmstatt (gest. 1478) als Bauherr genannt; er war 1434–64 Vogt am Bruhrain mit Amtssitz in Bruchsal2. Der in der Signatur genannte Meister Laurentius ist vermutlich identisch mit einem „Meister Lorentz“, der 1449 einen bischöflichen Geleitsbrief erhielt; sein Steinmetzzeichen begegnet an der Stiftskirche in Landau3.

Das Minuskel-h am Beginn der Inschrift ist in der Art eines Initialbuchstabens überhöht und durch Zierstriche ausgezeichnet.

Anmerkungen

  1. Zur Person vgl. Remling II 61–95.
  2. Vetter des Bischofs; Ehefrau: Getza von Werberg (gest. 1465). Beider Grabmal in der Totenkirche zu Neckarbischofsheim; vgl. DI. XVI (Mannheim, Sinsheim) nr. 240. Zur Genealogie vgl. Möller AF. III Taf. 133. Die Urkundenbelege zu Wiprechts Vogtamt verzeichnet Remling II 65, 70, 77, 80, 82, 85, 92, 111, 117, 145.
  3. Rott, Quellen u. Forschungen III, Oberrhein I 24; Heiligenthal 167; Seeliger-Zeiss, Lorenz Lechler 26.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 2, 11 m. Abb.
  2. Money, in: Rheinische Ansichten historischen und poetischen Inhalts. Pforzheim (1815), Nr. 16, 61f.
  3. Mone, in: BadArchiv II 127f., 132f.
  4. Remling II 88 Anm. 281 (mit Jahreszahl 1444).
  5. Stocker, Bruchsal 26.
  6. A. Rössler, Geschichte der Stadt Bruchsal. Bruchsal 18942, 11.
  7. Heiligenthal 167ff., Abb. 67 u. 68.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 40 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0004007.