Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 39 Unteröwisheim (Stadt Kraichtal), ev. Pfarrkirche 1446

Beschreibung

Glocke (sog. Türkenglocke). Zweizeilige Schulterinschrift zwischen Maßwerkfriesen, unterbrochen durch vier auf die Flanke herabreichende Reliefs: 1. und 3. Kreuzigungsgruppe, 2. kniender Bischof mit Buch vor der Muttergottes, 4. kniender Bischof (Theodulus von Sitten) mit Glocke vor der Muttergottes; Kronenbügel, an der Vorderseite Zopf zwischen zurückspringenden Kehlen; Worttrennung durch kleine Glöckchen.

Maße: H. 102, Dm. 125 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. + torq(u)etvr · sathanas · dv(m) · crebro · personat · h(oc) · vas · / avt · popvlos · vocitans · v(e)l · tempestatibvs · obstans · / q(u)od · anno · domini · m° · cccc · / (Relief 1)+ xlvi · nvrenberge · fvsvm · (Relief 2) est · per m(a)g(ist)rvm · conradv(m) (Relief 3) gn(o)czhamer · s · iohanes · s · (Relief 4) mathevs · s · marcvs · s · lv(cas) /

Übersetzung:

Es bereitet Satan Qual, wann immer diese Glocke erschallt: sei es, um die Gemeinde zu rufen, sei es, um Ungewitter zu vertreiben. Sie wurde gegossen im Jahr des Herrn 1446 in Nürnberg durch Meister Conrad Gnoczhamer.

Kommentar

Der Name Türkenglocke soll aus der Zeit der Türkenkriege stammen, als die Glocken allmorgendlich zum Gebet riefen. Der Gießer Conrad Gnoczhamer I von Nürnberg goß vor allem für das mittelfränkische Gebiet zahlreiche Glocken1. Der Inschrifttext beginnt mit zwei leoninischen Hexametern.

Anmerkungen

  1. DGMittelfranken 28f.; Verzeichnis ebd. 441. – Für die Glocke in Unteröwisheim vgl. künftig DG IV (Baden).

Nachweise

  1. KdmBaden IX 1, 318.
  2. Stocker, Glockeninschriften 104.
  3. L. Vögely, Unteröwisheim im Wandel der Jahrhunderte. Unteröwisheim 1954, 124f.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 39 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0003901.