Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 7 Bruchsal, alte Burganlage 1358

Beschreibung

Bauinschrift des Speyerer Bischofs Gerhard von Ehrenberg. An der Ostseite des Bergfrieds der ehemaligen bischöflichen Burg, über dem heute zugemauerten Einstiegsloch eingelassen. Aus drei Werkstücken aus gelbem Sandstein gearbeitet. In der Mitte hochrechteckige Tafel mit Bischofsfigur in Hochrelief unter gotischem Baldachin. Zweiteilige Umschrift, von Ritzlinie umzogen; A beginnt l. o. (Schrift nach außen gekehrt), B beginnt r. o. und etwas tiefer als A, da die Platte auf der r. Seite oben abgeschrägt ist; A und B sind unten bis zur Mitte geführt. Das Relief wird von zwei kleineren Wappentafeln mit je einem einwärtsgeneigten Schild flankiert. Abgesehen von einer Beschädigung r. u. (Buchstabenverlust) gut erhalten; die Abschrägung r. o. ursprünglich; eine Kopfleiste war wohl nie vorhanden.

Maße: H. ca. 150, B. ca. 240, (ohne Wappentafeln) ca. 120, Bu. ca. 10 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    + GERHARD(VS) DE ERB(ER)G · EP(ISCOPV)S / · SPIREN(SIS) ·

  2. B

    + ANNO · DOMINI [M C]C / CLVIII

Wappen:
Bistum Speyer, Ehrenberg.

Kommentar

Bischof Gerhard von Ehrenberg (1336–1363)1 gilt als der Erbauer des Bergfrieds innerhalb der schon im 12. Jh. erbauten Burganlage2. Die fragmentarisch wirkende Form der Reliefplatte könnte sich daraus erklären, daß die Tafel ursprünglich an einer anderen Stelle der Burg angebracht war, die die Abschrägung erforderte (Giebelschräge?)3. Die ungewöhnlich monumentale Bauinschrift mit Bildnis des Bischofs ist zugleich die älteste erhaltene Bauinschrift im Bearbeitungsgebiet.

Anmerkungen

  1. Stammburg: Ehrenberg b. Heinsheim (Kr. Heilbronn). Zur Person vgl. Remling I 595–630; Möller AF. III Taf. 111.
  2. Die Bischofsburg wurde unter Bischof Ulrich II. von Rechberg (1178–1189) erbaut oder zumindest erneuert; Krieger I 305f.; Heiligenthal 172ff.; H. Schwarzmaier, Bruchsal und Brüssel. Zur geschichtlichen Entwicklung zweier mittelalterlicher Städte. In: Oberrheinische Studien III (1975) 229ff. – Von der umfangreichen Anlage ist heute nur noch der Bergfried erhalten.
  3. Rössler (1894) berichtet, der Wappenstein des Bischofs sei vom Turm herabgefallen und liege im Hof; ob es sich dabei um das Figurenrelief oder nur um den rechten Wappenstein handelte, muß offenbleiben.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 2, 60, 62, Abb. 2.
  2. Money (Mone), in: Rheinische Ansichten 14 (1815) 53f.
  3. Mone, in: BadArchiv II 132.
  4. Remling I 623.
  5. Stocker, Bruchsal 26.
  6. A. Rössler, Geschichte der Stadt Bruchsal. Bruchsal 18942, 6.
  7. Heiligenthal 111, 175, Abb. 29.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 7 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0000702.