Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 252† Kollegienkirche 1640

Beschreibung

Grabstein des Peter Theodoricus; im 17. Jh. im Schiff,1) 1937 dort freigelegt (Grab Nr. 26); 1945 vernichtet. Rechteckige Alabasterplatte mit Umschrift (A) auf dem Rahmen; im Mittelfeld flache Inschrifttafel mit Is. (B), darüber in kreisrundem Rahmen das aus weicherem Material gearbeitete und eingelassene Wappen. 1937 stark abgetreten und ohne Farbe, nur noch Is. (A) teilweise lesbar.

Nach Wennig, (B) nach Sagittarius.

Maße: H.: 177 cm; B.: 92 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    [PETRVS THEODORICVS] HAEREDITAR(IVS) IN GROSSLO/BICHAV I(VRIS)C(ONSVL)TVS COL[L]EGI[I] IVRIDICI AC SCABINATUS ORDINARIVS CONSIL(IARIVS)a) SAXON(ICVS) / CVRIAE PROVINC(IALIS) ADSE[SSOR PRIMARIVS / ACADE]MIAE SENIOR NATVS K[ROSSENAEb) IN] PRAESVLATV CIZ[ENSI]

  2. Bc)

    PER ANNOS XXXII. PROFESS(ORIS) PVBLIC(I) LEGEN/DO DISPUTANDO, ARDUOS CASVS DECIDENDO, MVL/TOTIES ITEM DECANI ET PROMOTORIS IN SOLEMNI(BVS) / SVAE FACVLTATIS ACTIBVS QVARTA VICE RECTORIS / ACADEM(IAE) OFFICIO FVNCTVS, ECCE AVTEM MORS DI/GNITATI HAVD PARCENS VIRVM MERITISSIMVM ENV/TRITVM PAENE MVSARVM MANV VNO ET LVGENDO DIE / IX. MAII ANNO M.DC.XL.d) COMMVNI BONO ABRIPUIT / POSTQVAM VIXISSET SOLOSe) AN(NOS) LIX. ET MENS(ES) X. / CVIVS BEATIS MANIBVS, AMORE PIETATE ET GRA/TITVD(INE) MOTI HOC MONVMENTVM P(ONI) C(VRAVERVNT) / LIBERI SVPERSTITES.

Übersetzung:

Peter Theodoricus, Erbherr in Großlöbichau, Rechtsgelehrter, Ordinarius des Juristenkollegiums und des Schöppenstuhles, Sächsischer Rat, ranghöchster Beisitzer am Hofgericht, Senior der Universität, geboren zu Krossen im Bistum Zeitz, – hat 32 Jahre hindurch im Amt eines öffentlichen Professors durch Vorlesungen und Disputationen und beim Entscheid schwieriger Rechtsfälle, oft auch im Amt eines Dekans und Promotors in den feierlichen Sitzungen seiner Fakultät und vier Mal als Vizerektor die Geschäfte der Universität geleitet. Siehe aber, der Tod hat, ohne seiner Würde zu schonen, den hochverdienten und fast von der Hand der Musen selbst erzogenen Mann an einem einzigen und betrauernswerten Tag, am 9. Mai im Jahre 1640, dem Gemeinbesitz entrissen, nachdem er nur 59 Jahre und 10 Monate gelebt hatte. Seinen glücklichen Manen ließen, von Liebe, Pietät und Dankbarkeit bewegt, die hinterbliebenen Kinder dieses Denkmal aufstellen.

Wappen:
Theodoricus.2)

Kommentar

Der Jurist Peter Theodoricus3) war seit 1619 als Prof. iur. an der Salana tätig. Er war viermal Rektor bzw. Prorektor.4) Als Promotor fungierte er im Vorsitz bei einer Disputation (Promotion) seiner Fakultät. Die Grabdenkmale seiner ersten Frau, Christina Schilter, eines Sohnes aus erster sowie dreier Kinder aus zweiter Ehe befanden sich auf dem Alten Friedhof,5) für ein weiteres Kind und seine zweite Frau Margaretha Hilliger in Großlöbichau.6) Der Grabstein gehört zum Typ der „jüngeren Fomanngrabmale“.

Textkritischer Apparat

  1. CONSVL Wennig.
  2. R[– – –] Wennig; ROSSENAE Sagittarius.
  3. Zeileneinteilung wohl nicht die des Originals.
  4. MANV – – – M.DC.XL fehlt bei Beier.
  5. solo Beier.

Anmerkungen

  1. Beier 1681, 290 (im Schoß).
  2. Nach Wennig war die Spaltung zu erkennen; vgl. Beier, q. 15, 617: „insignia: in clypeo bipartito clavis argenteus et duae rosae; in galea infans duas inter alas sceptrifer.
  3. Peter Theodoricus, geboren 9. August 1580 in Krossen/b. Zeitz; stud. Leipzig; 1598 stud., Dr. iur. Jena; 1619 Prof. iur. Jena; Beisitzer am Hofgericht und am Schöppenstuhl; Fürstlicher Rat; Ordinarius fac. iur. Jena; gestorben 9. Mai 1640.
  4. Vgl. Schneider 1954, 214: HS 1611, FS 1620, FS 1632 und FS 1638.
  5. Nr. 177, 194, 197, 205 und 216.
  6. Hallof 1990, 24–30.

Nachweise

  1. Beier, q. 15, 617.
  2. Sagittarius 1720, 24.
  3. Wennig, Verzeichnis 1937, I Nr. 12.
  4. Vgl. Beier 1681, 290.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 252† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0025207.