Die Inschriften der Stadt Jena bis 1650

Geleitwort

In seinem Geleitwort zum ersten Bande der Berliner Reihe des interakademischen Unternehmens Die Deutschen Inschriften schrieb Richard Hamann 1959: „Mit diesem neuen Bande der Deutschen Inschriften eröffnet die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin ihre Reihe. Sie schließt sich eng an die bisherigen Publikationen an, so daß die Gemeinschaftlichkeit der Arbeiten aller deutschen Akademien und der Österreichischen Akademie zu Wien trotz der mannigfachen kriegsbedingten Verzögerungen und Hemmungen gewahrt bleibt.“1) Bis 1968 erschienen dann weitere drei Bände der Berliner Reihe.2)

Die Sammlung und Bearbeitung für die nächsten beiden Bände war schon weit vorangekommen, als die Akademieleitung beschloß, die Fortführung dieser „gesamtdeutschen“ Gemeinschaftsarbeit auszusetzen: Die Arbeitsstelle für Kunstgeschichte an der nunmehr Akademie der Wissenschaften der DDR genannten Berliner Akademie wurde aufgelöst, ein großer Teil ihrer Forschungsunternehmungen an das Institut für Denkmalpflege angegliedert, ihre Inschriften-Abteilung aber ersatzlos aus der Forschungsplanung gestrichen. Ein mit großen Hoffnungen begonnenes Werk, dessen Notwendigkeit und Nützlichkeit niemand in Abrede stellte oder bestreiten wollte, fiel politischen Überlegungen und Absichten zum Opfer.

Daß Klaus und Luise Hallof die Inschriften der Stadt Jena gemeinsam gesammelt, bearbeitet und als Diplomarbeit vor der Philosophischen Fakultät der Friedrich Schiller-Universität Jena verteidigt haben, erfuhr ich im Mai 1984, und schon wenig später lag ihr umfangreiches Manuskript auf meinem Schreibtisch. Sozusagen in aller Stille hatten zwei junge, von der Sache begeisterte Forscher zunächst in Anlehnung an die Bände der Berliner Reihe, dann aber nach den neuesten Richtlinien des Gesamtunternehmens Die Deutschen Inschriften einen neuen Inschriftenband vorbereitet. Das Manuskript war in jeder Hinsicht vorbildlich und nahezu druckfertig, die Drucklegung hat sich aber verzögert.

Nun können Die Inschriften der Stadt Jena bis 1650 als 33. Band des Gesamtunternehmens Die Deutschen Inschriften und als fünfter Band der Berliner Reihe erscheinen. Verfaßt von Altphilologen mit gründlichen Kenntnissen der Jenenser Geschichte, bereichert er nicht nur die regionale Geschichtsforschung, sondern auch das Gesamtunternehmen beträchtlich. Die akribische philologische Behandlung der Inschrifttexte ist in diesem Bande mustergültig.

Der Wunsch, daß die Berliner Reihe nun ohne Behinderung schnell vorankommt, verbindet sich mit der Hoffnung auf eine Beschleunigung des Gesamtunternehmens; denn die Anzahl der in situ erhaltenen Inschriften, die dokumentiert und publiziert werden müßten, vermindert sich nachweislich unaufhaltsam ‒ nicht nur infolge schädlicher Umwelteinflüsse, sondern auch durch [Druckseite VI] mutwillige Zerstörung und Unkenntnis. Die Freude, ein Gemeinschaftswerk aller deutschen Akademien nun auch in Berlin und Leipzig wieder aufnehmen zu können, ist groß. Die Sorge, ohne eine durchgreifende Reform dieses nun schon über fünf Jahrzehnte alten Unternehmens könnte die Bearbeitung für zahlreiche Inschriften zu spät kommen, bedrückt besonders den Beteiligten, der die Verluste einer über zwei Jahrzehnte währenden Arbeitspause registrierte.

Halle, im Juli 1991
Ernst Schubert

Zitationshinweis:

DI 33, Stadt Jena, Geleitwort (Ernst Schubert), in: inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005e002.

  1. 1.Die Inschriften des Naumburger Doms und der Domfreiheit. Gesammelt und bearbeitet von Ernst Schubert und Jürgen Görlitz (= Die Deutschen Inschriften 6. Band, Berliner Reihe 1. Band), Berlin/Stuttgart 1959. »
  2. 2.Die Deutschen Inschriften Band 7, 9 und 11, Berliner Reihe 2., 3. und 4. Band, Berlin/Stuttgart 1960, 1965 und 1968. »