Inschriftenkatalog: Landkreis Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 39: Landkreis Jena (1995)

Nr. 328 Frauenprießnitz, Dorfkirche St. Mauritii 1640

Beschreibung

Sarg des (16) Christian Schenk zu Tautenburg, in der östlichen Gruftkammer, Mitte; von hexagonalem Querschnitt. Kupferblech. Auf dem Metall aufgemalt üppiges Rankenwerk, geflügelte Engelsköpfe (je drei an den Längsseiten des Kastens, ein weiteres in der Mitte des Deckels) und Inschriften in Kartuschen. Am Sargkasten vorn das Wappen. Von den Inschriften sind nur diejenigen auf dem unteren Teil des Deckels sowie auf der Fußseite des Sargkastens zugänglich und zu lesen; diejenigen auf der linken Längsseite des Kastens (A)–(C) überliefert das gute Photo in den BuKTh. Inschriften auf dem Sargkasten: auf der linken Längsseite am Kopfende (A), am Fußende (B) und an der Unterkante (C)1); Inschriften auf dem Sargdeckel: (D) an der Schmalseite (Fußende), auf der Oberseite (E), auf der linken (F) und der rechten (G) Längsseite, jeweils im unteren Drittel dem Fußende zu (die korrespondierenden Kartuschen dem Kopfende zu sind unzugänglich)2); (H) an der Unterkante des Sargdeckels, diesen umlaufend.3)

(A)–(C) nach Photo BuKTh (um 1885).

Maße: Sarg: L. 190 cm; H. 67 cm; Deckel: B. 29 cm (oben), 67 cm (unten); Bu. 1,5–3,0 cm.

Schriftart(en): Fraktur und humanistische Minuskel ((A) und Teile von (H) Kapitalis), golden auf schwarzem Grund gemalt.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Luise u. Klaus Hallof) [1/1]

  1. A4)

    HIOB 19 V(ers) 25 / Ich weiss das mein Erlöser lebet, vndt / Er wird mich ernach aus der Erden / Aufferwecken, vndt werde dar/nach mit dieser [meiner Haut] umb/geben werden und werde in mei/nem Fleisch GOtt sehen.

  2. B5)

    2. Corinth. 5, V(ers) [1] / Wier wissen aber so vnser Irdisch / Haus dieser Hütte Zerbrechen / wirdt, das wir einen Baw haben / von GOtt erbawet, ein Haus nicht / mit Händen gemacht, Das ewig / ist im himmel.

  3. C6)

    – – – / DIE ANFECHTVNG ERDVLDET: DENN NACH DEM ER [BEW]ÄHRT IST, WIRDT ER / – – –

  4. D7)

    Rom: 8, V(ers) 38 / Ich bin gewiß, das weder Tod / noch Leben Vnss Scheiden mag / von der Liebe Gottes, die in / Christo Jesu ist, vnsern HERRN.

  5. E8)

    Ebr: 13, V(ers) 14 / Wir haben hie / keine bleibende / Stadt, Sondern / die zukünfftige / suchen wier.

  6. F9)

    Sapient: 7, V(ers) 5 / Es hat kein König einen an/dern Anfang seiner geburt: Son/dern sie haben alle ein[erley ein]/gang in das leben und gl[eic]hen ausgang.

  7. G10)

    2 Timoth. 4, V(ers) 18 / Der Herr Jesus hat mich erlöset / von allen Vbell und ausgeholffen zu / seinem himmlischen Reich, welchen sey / Ehre von ewigkeit zu ewigkeit amen.

  8. H11)

    1 Thessal. 5, V(ers) 9. Gott hat Vnss / [nicht ge]setzt zum [zorn – – –

Wappen:
Schenk zu Tautenburg.12)

Kommentar

(16) Christian, Sohn des (14) Burkhard Schenk (vgl. Nr. 262), war der letzte des Geschlechtes13) des Schenken von Tautenburg in Thüringen. Noch einmal konnte er alle Besitzungen der Schenken (Tautenburg, Frauenprießnitz, Tonna, Niedertrebra) in seiner Hand vereinigen. Nach dem frühen Tod seiner Gattin Dorothea Sybilla geb. Reussin von Plauen (vgl. Nr. 304) und dem Verlust seines einzigen Sohnes Burkhard Heinrich (1631) zog er sich verdüstert auf die Tautenburg zurück, wo er am 3. August 1640 starb.14) Sein Sarg blieb sieben Jahre dort, bis nach den Verwüstungen des Jahres 163815) das Erbbegräbnis in der Kirche zu Frauenprießnitz soweit wiederhergestellt war, daß er im Jahre 1647 überführt werden konnte.16) Die Besitzungen der Schenken waren nach dem Aussterben des Geschlechtes von Kursachsen eingezogen worden. Das Leichenbegängnis fand am 20. und 21. September 1647 in Jena statt, wo dem Verstorbenen auch ein Wappenschild und eine Fahne gestiftet wurden.17)

Anmerkungen

  1. Die korrespondierenden Inschriften an der rechten Längsseite sind nicht überliefert. (C) setzt sich auf den anderen Seiten des Sargkastens fort, nicht aber an der Fußseite.
  2. Das betrifft besonders die Inschrift an der Kopfseite des Deckels mit den persönlichen Daten.
  3. Nur teilweise an der Fußseite und der rechten Längsseite zu erkennen.
  4. Hiob 19,25–26
  5. 2 Kor. 5,1.
  6. Jac. 1,12; vgl. Nr. 316, Anm. 3.
  7. Röm. 8,38–39.
  8. Hebr. 13,14.
  9. Weish. 7,5–6.
  10. 2 Tim. 4,18.
  11. 1 Thess. 5,9–10.
  12. PrA 146, Taf. 96 (Schenk zu Tautenburg).
  13. Die Ziffern beziehen sich auf das bei Nr. 112 gegebene Stemma.
  14. Vgl. Beier, Chronika sub a. 1640: „24. Jul(ii). Die ausreisung der grosen beumen ohnegefehr oder von winden, ist nicht vmbsonst, den am 24. Jul. im mittag wehete kein wind, v(nd) gleichwol fellet ein groser Baum zu Tonna vmb ... Darauf stirbet d. 3. Aug. h(uius anni) Christian Schenck Freiherr zu Tautenburg, Frauenbrisniz v(nd) Niedertrebra, der lezte seines stams“.
  15. Vgl. Nr. 264, Anm. 10.
  16. Vgl. Koch 1941b, Nr. 1617. Ein gleiches Schicksal war dem Sarg seiner Frau Dorothea Sybilla beschieden, vgl. Nr. 304.
  17. DI 33 (Jena), Nr. 258.

Nachweise

  1. Vgl. Schneider 1820, 21–22.
  2. BuKTh I (Jena), 1888, 51, e) und Photo auf Taf. vor S. 51.
  3. Holtmeyer 1906, 351 Fig. 135.

Zitierhinweis:
DI 39, Landkreis Jena, Nr. 328 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006k0032801.