Inschriftenkatalog: Landkreis Jena
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 39: Landkreis Jena (1995)
Nr. 241 Kahla, Stadtkirche St. Margarethae 2. H. 16. Jh.
Beschreibung
Epitaph eines Unbekannten (H. F.), an der Nordwand des Schiffes unter der Empore. Öl auf Holz. Das Gemälde zeigt vor weiter Landschaft die Taufe Christi, davor den Verstorbenen kniend mit vier Söhnen, zwei Frauen1) und elf Töchtern, von denen durch weiße Sterbekleider ein Knabe und ein Mädchen, durch Kreuz auf der Hand bzw. auf dem Halstuch ein Sohn, der Vater, zwei Töchter und eine Gattin als verstorben gekennzeichnet sind; vor dem Verstorbenen Schild mit Hausmarke (Anhang, Nr. 20) und Initialen (A). Auf dem schwarzen Rahmen ist Inschrift (C) so aufgemalt, daß auf jeder Seite ein Vers steht; darüber auf dem Gebälk Inschrift (B).
Maße: H. 119 cm; B. 118 cm; Bu. 3 cm, in (A) 1 cm.
Schriftart(en): Kapitalis, weiß auf schwarzem Grund, (A) schwarz auf weißem Grund gemalt.
- A
H ∙a) F
- B
MORS TVA CHRISTE MIHI VITA EST VICTORIA RE⟨G⟩N⟨V(M)⟩b) / LABE MEA MORIOR SANGVINE VIVOc) TVO
- C
SVM DOMINI VIVENS VITA COMITANTE SVPERSTES /OMNIA QVAE POTERO FERRE PERICLA FERAM. /SVM DOMINId) MORIENS DOMINId) POST FVNERA VITAE / SEDVLVS ABSORPTA MORTE MINISTER ERO
Übersetzung:
(B) Dein Tod, Christus, ist für mich Leben, Sieg, Herrschaft. In meinem Verderben sterbe ich, durch dein Blut lebe ich. – (C) Ich gehöre im Leben zum Herrn: Wenn er mich im Leben begleitet, werde ich, solange ich am Leben bin, alle Gefahren ertragen, die ich ertragen kann. Ich gehöre im Tod zum Herrn. Nach dem Ende des Lebens werde ich, da der Tod verschlungen worden ist, ein eifriger Diener des Herren werden.
Versmaß: Ein (B) und zwei (C) elegische Distichen.
Textkritischer Apparat
- Hausmarke.
- RECNI steht auf dem Epitaph.
- Das -o ist metrisch kurz gemessen.
- domine Kießkalt.
Anmerkungen
- Oder eine weitere erwachsene Tochter.
- Vielleicht ist es identisch mit einem BuKTh III (Kahla), 1888, 106 erwähnten Gemälde auf dem Dachboden der Kirche („Holz, bemalt; unbedeutend“).
- DI 33 (Jena), Nr. 83.
- DI 33 (Jena), Nr. 86.
Nachweise
- Kießkalt 1913, 346–347 Nr. 2.
Zitierhinweis:
DI 39, Landkreis Jena, Nr. 241 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006k0024103.
Kommentar
Der Verstorbene ist auf dem Epitaph nicht namentlich genannt; sicher gehörte zu dem Monument noch ein Grabdenkmal mit den Lebensdaten, das sich aber nicht erhalten hat. Das Epitaph ist in den BuKTh nicht erwähnt;2) es befand sich 1907 im Turmerdgeschoß in einem Kellerraum. In diesem Jahr 1907 ist es durch den Kahlaer Lehrer W. Fiedler wieder aufgefrischt und dabei stark übermalt worden. Seitdem hängt es im Kirchenschiff. Die drei Distichen finden sich auf Inschriften der Stadt Jena: (B) auf dem Epitaph für Michael Kappel aus Saalfeld (1567),3) (C) auf dem Epitaph für den Studenten Christoph Gruber von Sempt (1571).4) Das bestätigt die durch die Art der Malerei gegebene Datierung in die 2. H. 16. Jh.