Inschriftenkatalog: Landkreis Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 39: Landkreis Jena (1995)

Nr. 240 Neuengönna, Dorfkirche 1599

Beschreibung

Grabplatte der Sybilla von Brück, geb. von Posseck, jetzt in der Sakristei, unten und links verdeckt; früherer Standort unbekannt. Rechteckige Platte aus Jenaer Alabaster mit Umschrift (A) auf 13 cm breitem Rand; das Mittelfeld im oberen Drittel durch einen breiten Steg geteilt, oben ehemals Bronzetafel (mit den Wappen?), jetzt leer; unten Inschrift (B).

Maße: H. 175 cm; B. 91 cm; D. 18 cm; Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis, eingetieft, früher schwarz ausgelegt.

  1. A

    ANNO CHR(IST)I 15 99. DEN XIII AVGVST(I) IST / DES EDLEN STREN[GEN V]ND [ERN]VESTEN PHILIPP(VS) BRVCKEN ZV BORSTEN/DORF ERBSASSEN IN [– – – / – – –a)] FRAW SYBILLA VON POSSECKEN SELIGLICH ENTSCHLAFFEN

  2. B

    NACH MEINS LIEBN IVNCK/ERN TODT NICHT LANGK / NAM ICH AVS DIESER WELDT / [M]EIN GANCK / DRVM GLEICH WIE MIHR DER / TODT IHN NAM / ALSO ICH DVRCHN TODT / WIDRVM IHM KAM / VND LIGT HIER VNTER IHM / MEIN LEICH / VNSR [SE]EL[N S]IND BEIDE IN / GOTTES REICH.

Versmaß: Knittelverse (B), die Versschlüsse (Halbzeilen) jeweils nach dem rechten Rand ausgerichtet.

Kommentar

Philipp Brück war ein Enkel des Dr. Gregor Brück (Pontanus), des Kanzlers der Reformation,1) aus dessen zweiter Ehe mit Barbara Wöllner, der Tochter des Jenaer Amtschössers Sebastian Wöllner.2) Seine Kinder blieben nur zum Teil im bürgerlichen Stande; insbesondere die Jenaer Linie erlangte Grundbesitz und heiratete in den niederen thüringischen Adel ein. Der Sohn Gregor3) vertauschte im Jahre 1578 seine Erbgüter in Mützdorf und Groß Marzehns bei Belzig und Nudersdorf üb. Wittenberg gegen die Güter Porstendorf und Neuengönna. Diese gingen nach seinem Tod im Jahre 1589 auf seinen Sohn Philipp4) über, der nach den Urkunden zu Beginn des Jahres 1598 starb. Ihm folgte bereits im Sommer des folgenden Jahres seine Witwe Sybilla, Tochter des Georg von Posseck.5) Das Gut erbte sein Oheim Philipp,6) der es am 17. Mai 1605 an Burkhard Schenk zu Tautenburg7) verkaufte.

Textkritischer Apparat

  1. „Neuengönna“?

Anmerkungen

  1. Vgl. DI 33 (Jena), Nr. 70.
  2. Ausführlich Rohrlach 1983, 83–84.
  3. Gregor Brück (vgl. Rohrlach 83), imm. Wittenberg 1558; 1568 Erbsasse in Niemegk; seit 1578 Erbsasse zu Porstendorf und Neuengönna; gest. 2. Juli 1589 in Porstendorf; verh. mit Helena Stümpfel, die als Witwe 1605 zu Graitschen und 1608 zu Jena lebte.
  4. Philipp Brück (vgl. Rohrlach 83), getauft 7. Juni 1574 in Wittenberg; im 2. Semester 1582 in Jena als „Philippus, Greg. Pontani filius, in Porstendorff“ immatrikuliert und später durch ein Kreuz am Rande als verstorben bezeichnet (Matrikel Jena, 1, 240); Erbsasse auf Porstendorf; gest. kurz vor 18. Februar 1598.
  5. Der genaue Todestag war bislang unbekannt. Sie starb an der Pest (Rohrlach 89).
  6. Philipp Brück (vgl. Rohrlach 84), imm. Wittenberg 1558; 1567 noch unmündig; erhielt aus der Erbteilung das Gut Niemegk und nach dem Tod des Neffen Porstendorf; letzteres verkaufte er 1605 und erwarb das Erbgut Obhausen b. Querfurt; gest. August 1616 in Obhausen; verh. mit Anna von Körbitz.
  7. Zu Burkhard Schenk zu Tautenburg, vgl. Nr. 262.

Zitierhinweis:
DI 39, Landkreis Jena, Nr. 240 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006k0024005.