Inschriftenkatalog: Landkreis Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 39: Landkreis Jena (1995)

Nr. 228 Reinstädt, Dorfkirche St. Michaelis 1592

Beschreibung

Inschrift auf der kleineren der beiden Bronzeglocken1) im Turm; diese war im II. Weltkrieg vom Turm geholt (dabei auf das Kaffgesims des Turmes geschlagen und an der Schärfe verletzt), aber nicht abgegeben worden.2) Auf der Haube vegetabiler Fries. Die Inschrift (A) verläuft zwischen sechs Stegen um den Glockenhals; oben der mittlere Steg unterbrochen für die Datierung. Unter den Stegen Fries mit Früchten und Weintrauben. Auf der Flanke Reliefs: 1. Kruzifix mit hl. Geist (H. 25 cm), darüber Inschrift (B); 2. Wappen, darüber Inschrift (C). Am Wolm drei Stege; am Schlag Inschrift (D) zwischen zwei Stegen.

Maße: H. 84 cm; Dm. 100 cm; Bu. 2,5 cm in (A), 1,8 cm in (B) und (C), 1,7 cm in (D), 2,8 cm die hebräischen Lettern in (B).

Schriftart(en): Kapitalis, erhaben (A, B, C), hebräische Schrift (B, D).

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Luise u. Klaus Hallof) [1/3]

  1. A

    ANNO ∙ M ∙ D ∙ LXXXXII ∙a)a) / IN REINSTET HANG ICH ∙ MEINEN KLANCK GEBE ICH ∙ ALLEN CHRISTEN RVFE ICH ∙ MELCHIOR MOERINCK GOS MICH ∙a)a)

  2. B

    IHESVS CHRISTVS יְחוָה3) GOT VND MENSCH

  3. C

    ECKART VON DER PFORTTEN

  4. D4)

    חללדאל נצלצלישׁמע

Wappen:
Pforten.5)

Kommentar

Zu Eckart von der Pforten, vgl. Nr. 246; zu Melchior Moering, vgl. Nr. 213. Auf Glocken von 1591 im benachbarten Heilingen b. Rudolstadt6) und 1610 in St. Othmar in Naumburg7) verwendete Moering denselben Spruch8) und dieselben hebräischen Zitate. Eine weitere exakte Parallele bildet die von Melchior und Hieronymus Moering gegossene Glocke in Großkorbetha b. Weißenfels.9)

Textkritischer Apparat

  1. Lilie.

Anmerkungen

  1. Die andere Glocke: Nr. 53.
  2. Mitteilung eines Einwohners von Reinstädt, März 1991.
  3. Der Gottesname Jahwe, geschrieben mit Punktation.
  4. Ps. 150,5, geschrieben ohne Punktation, mit Abweichung: „Lobet Gott (statt: ihn) mit hellen Zymbeln“ (Dieser Hinweis wird D. Gabriel, Berlin, verdankt).
  5. ThüA 68, Taf. 52 (Pforten).
  6. BuKTh III (Kahla), 1888, 100. Der hebräische Text ist identisch. Die Umschrift lautet: ANNO MDLXXXXI (Lehfeldt: MDCXXXXI, sicher falsch) DA GOS MICH MELCHIOR MOERING ZU ERFURDT IN NAMEN GOTTES.
  7. DI 7 (Naumburg), Nr. 295; die Glocke wurde 1733 umgegossen. Der hebräische Text Ps. 150,5 folgt dort genau der Biblia Hebraica („Lobet ihn ...“), aber das mag der kopialen Überlieferung geschuldet sein.
  8. Auch auf einer weiteren Moering-Glocke von 1592, DI 9 (Krs. Naumburg), Nr. 465, in Eckartsberga.
  9. BuKPrSa III (Weißenfels), 1880, 7.

Nachweise

  1. BuKTh III (Kahla), 1888, 156 Nr. 2.
  2. Bergner 1894, 563.
  3. Walter 1913, 333.

Zitierhinweis:
DI 39, Landkreis Jena, Nr. 228 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006k0022805.